Samstag, 30.07.11
Nachmittägliche Stille.
Katze Schwarz liegt im Gras und döst, Katze Weiß schläft auf dem Sofa.
Die Menschenfamilie sitzt daneben und liest.
Weit weg am Horizont zieht ein Vogelschwarm vorbei und verschwindet in den Dünen.
Verträumt schaut die Menschenfrau hinterher. Das Land hier ist so schmal, dass ein Mensch bequem zu Fuß von einer Küste zur anderen wandern könnte. Das Meer ist immer gegenwärtig und der Wind lässt niemals nach. Und trotzdem flitzen die winzigen grau-braunen Vögel in wolkengroßen Schwärmen hin und her, trotzen dem Wind mit Flügeln, die so zart sind, dass man fürchtet, die nächste Böe würde sie brechen und den kleinen Körper nie wieder fort lassen. Jeder Flug ein Kräftemessen, die Vögel wie Treibgut in einem luftigen Meer, angeschwemmt und fortgespült von unsichtbaren Wellen.
Und dennoch erreicht jeder Vogel sein Ziel.
Mancher jedoch schießt über’s Ziel hinaus.
Und saust wie ein kleiner turbogetriebener Federball in den Wintergarten.
Die Menschenfrau wirft ihr Buch fort und stürzt durch die Tür.
Bevor sie den Vogel erreicht, taucht Katze Weiß aus unbestimmten Gefilden auf und springt.
Und fängt den noch immer völlig verdatterten Vogel.
Das Mäulchen voller Federn sitzt Katze Weiß auf dem Boden und erwidert den Blick der Menschenfrau. Es ist schwer zu sagen, wer über diesen Fang verblüffter ist – Katze Weiß oder die Menschenfrau. Vermutlich ist es doch der Vogel.
Nachdem der erste Schreck überwunden ist, berappelt sich das Vögelchen und entwischt, als Katze Weiß abgelenkt ist. (Natürlich hat die Menschenfrau Schuld.) Ein paar Federn gehen noch verloren, bevor es der Menschenfrau gelingt, den Vogel zu schnappen, ohne über Katze Weiß zu fallen und sicher nach draußen zu bringen.
Der Wintergarten ist mit Federn übersät, doch Katze Weiß macht sich sogleich daran, jede einzelne aufzusammeln und gründlich zu untersuchen. Könnte doch sein, dass sich das Vögelchen darunter versteckt ….
Oh, was für ein Abenteuer für Katze Weiß, die Menschenfrau und das arme gerupfte Vögelchen!
Nur gut, dass es für alle Beteiligten einigermaßen glimpflich abgelaufen ist – und ich hoffe Katze Weiß hatte noch viel Spaß mit den erbeuteten Federn, wenn sie schon auf den kleinen Snack verzichten musste. 😉
Wie schön, dass Katze Weiß sich ihren Fang wieder abluchsen liess! Sie ist ja wirklich lieb, gibt sich auch mit den Federn zufrieden… 😉
Endlich genug Federn für alle!!!
schmunzelnde Grüße von Christina
Verzicht tut Katze Weiß ganz gut, fürchte ich. Daher ist ihr die Situation, dass ihr Fressbares vor der Nase weggezogen wird, sattsam bekannt. Armes Tier.
Wirklich armes Tier, nicht mal in Ruhe essen kann sie also bei euch! Kein Wunder, dass sie so ein verhärmtes Gesichtchen hat … *g*