Eine unendliche Geschichte

Katze Schwarz liebt Bällchen.

Stundenlang turnt das Katzentier in allerlei merkwürdigen Verrenkungen hinter dem Bällchen her.
Es gibt nur eine Sache, die Katze Schwarz mehr liebt als Bällchen: die Bällchen-Jagd. Je wilder, desto besser!

Wenn die Bällchen-Jagd starten soll, legt Katze Schwarz das Bällchen ab und wartet.
Die Menschenfrau wirft das Bällchen von der Küche quer durch den Flur ins Wohnzimmer.

Katze Schwarz hechtet hinterher, hat nur noch Augen für das Bällchen.
Verfehlt den Türrahmen um haaresbreite,
rast Katze Weiß gnadenlos über den Haufen –
und schnappt sich das Bällchen (möglichst noch im Fluge).
Bringt es – schwuppdiwupp – wieder zurück.
Spuckt es der Menschenfrau vor die Füße.
Bereit für die nächste Runde.

Nach dem zehnten Mal verliert die Menschenfrau allmählich die Lust.
Katze Weiß wirkt auch schon leicht gereizt.
Doch Katze Schwarz hat noch immer nicht genug.
Schleppt Bällchen an und spuckt es der Menschenfrau vor die Füße.
Oder in den Abwasch.
Oder auf die Zeitung.
Oder in die Brotdose – der Möglichkeiten sind viele, und Katze Schwarz testet sie alle.

Die Menschenfrau mag wirklich nicht mehr werfen.
Katze Schwarz will das nicht einsehen. Sie quengelt.
Wie kann die Menschenfrau das Bällchen übersehen!
DA! LIEGT! ES! DOCH!

Katze Schwarz jammert, drängelt, zetert und quäkt.
Sie zerrt an Hosenbein und Ärmel.
WIRF! sagt ihr Blick.

Katze Weiß nutzt die Gelegenheit, ihren reichlich derangierten Pelz aus der Gefahrenzone zu tragen und verzieht sich ins Kinderzimmer.

Die Menschenfrau wirft das Bällchen.

Katze Schwarz sitzt in der Küche und sieht dem kleinen Hüpfer hinterher.
Die Menschenfrau atmet auf – endlich mag auch das Katzentier nicht mehr – und widmet sich wieder dem Abwasch.
Katze Schwarz schlendert davon.

Sie muss nur schnell mal was holen:

Wo steckt das Vögelchen – Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß Vol. 3.5

Samstag, 30.07.11

Nachmittägliche Stille. 
Katze Schwarz liegt im Gras und döst, Katze Weiß schläft auf dem Sofa.
Die Menschenfamilie sitzt daneben und liest.
Weit weg am Horizont zieht ein Vogelschwarm vorbei und verschwindet in den Dünen.

Verträumt schaut die Menschenfrau hinterher. Das Land hier ist so schmal, dass ein Mensch bequem zu Fuß von einer Küste zur anderen wandern könnte. Das Meer ist immer gegenwärtig und der Wind lässt niemals nach. Und trotzdem flitzen die winzigen grau-braunen Vögel in wolkengroßen Schwärmen hin und her, trotzen dem Wind mit Flügeln, die so zart sind, dass man fürchtet, die nächste Böe würde sie brechen und den kleinen Körper nie wieder fort lassen. Jeder Flug ein Kräftemessen, die Vögel wie Treibgut in einem luftigen Meer, angeschwemmt und fortgespült von unsichtbaren Wellen.

Und dennoch erreicht jeder Vogel sein Ziel.
Mancher jedoch schießt über’s Ziel hinaus.
Und saust wie ein kleiner turbogetriebener Federball in den Wintergarten.
Die Menschenfrau wirft ihr Buch fort und stürzt durch die Tür.
Bevor sie den Vogel erreicht, taucht Katze Weiß aus unbestimmten Gefilden auf und springt.
Und fängt den noch immer völlig verdatterten Vogel. 
Das Mäulchen voller Federn sitzt Katze Weiß auf dem Boden und erwidert den Blick der Menschenfrau. Es ist schwer zu sagen, wer über diesen Fang verblüffter ist – Katze Weiß oder die Menschenfrau. Vermutlich ist es doch der Vogel.

Nachdem der erste Schreck überwunden ist, berappelt sich das Vögelchen und entwischt, als Katze Weiß abgelenkt ist. (Natürlich hat die Menschenfrau Schuld.) Ein paar Federn gehen noch verloren, bevor es der Menschenfrau gelingt, den Vogel zu schnappen, ohne über Katze Weiß zu fallen und sicher nach draußen zu bringen.

Der Wintergarten ist mit Federn übersät, doch Katze Weiß macht sich sogleich daran, jede einzelne aufzusammeln und gründlich zu untersuchen. Könnte doch sein, dass sich das Vögelchen darunter versteckt ….

Möwen bringen Unglück oder Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß, Vol. 3.4

Mittwoch, 27.07.11 bis Freitag, 30.07.11

Die nächsten Tage bleibt Katze Schwarz gut sichtbar in der Nähe und widmet sich ganz der Kleintierjagd. Zumindest eine Eidechse haucht ihr Leben aus und wird von der Menschentochter feierlich beerdigt, eine weitere büßt zwar nicht ihr Leben, aber doch ihren Schwanz ein. Dem Echsen-Körperteil folgen noch zahlreiche Grashüpfer, Schmetterlinge und Fliegen, die allesamt halbtot ins Haus geschleppt werden, um dort angemessen präsentiert zu werden. Katze Weiß macht sich nicht die Mühe, Beute herein zu schleppen, sondern frisst gleich im Gras, was sie fängt. Irgendwas an dem Tamtam der Katze Schwarz scheint jedoch ihre Aufmerksamkeit geweckt zu haben, denn am Donnerstag stürzt das weiße Katzentier plötzlich höchst eilig in den Wintergarten.
Körperhaltung und kätzisches Gebaren sprechen eine deutliche Sprache: Katze Weiß hat den Fang gemacht! Unter großem Gemaunze wird die Beute ausgespuckt.
 Gespannt beugen wir uns vor. Was mag das Katzentier so Spannendes erbeutet haben, dass sie es uns unbedingt zeigen muss?

Drei Grashalme liegen unschuldig auf dem Teppich.

Katze Weiß guckt.
Wir gucken.
Irgendwann wird Katze Weiß klar, dass der wesentliche Teil ihrer Beute unterwegs verloren gegangen ist.
Also frisst sie das Gras und geht wieder. Haltung bewahren ist das A und O einer echten Diva …

Schon am Freitag gelingt es Katze Weiß, diese böse Scharte auszuglätten. Wieder stürzt sie mit großem Tamtam in den Wintergarten. Katze Weiß trägt eindeutig etwas Graues im Maul. Sogar Katze Schwarz kommt herbei und guckt.
Katze Weiß präsentiert uns ihre Beute:
eine Möwenfeder.

Noch während wir uns verblüfft anschauen – was kann an einer Möwenfeder bloß so Aufregendes sein – stürzt sich Katze Schwarz auf die Feder. Katze Weiß versucht, ihre Beute zu verteidigen, doch das schwarze Katzentier ist schneller, schnappt sich das Teil und verschwindet. Katze Weiß stürzt hinterher.
Katze Schwarz knurrt böse und ist nicht gewillt, die Feder wieder herzugeben. Katze Weiß gibt fauchend Kontra.

Das blöde Tier lässt sich von Katze Weiß jeden Futternapf leerfressen und nun will sie sich wegen einer Feder, die sie nicht mal selbst erbeutet hat, ernsthaft mit Katze Weiß prügeln?!?
Nichts da, denke ich mir und schaffe es, Katze Schwarz die Feder abzunehmen, ohne selbst angefallen zu werden. Weg damit!

Den Rest des Abends sitzen die beiden schmollend auf dem Sofa.

Sie sind böse. 
Aber nicht aufeinander. 
Nein – auf mich!

Versteh‘ einer die Katzen …

Ich sehe was, was du nicht siehst …

… und das ist – grün.
Zumindest größtenteils.
Flügel hat es auch. Zwei Stück.
Die trägt es, fein säuberlich übereinander gelegt, auf dem Rücken spazieren.
Quer über die Schlafzimmerdecke. Keine große Sache für so ein Insekt.
Katze Schwarz hockt im Schatten auf dem Kleiderschrank, ist ganz Aug und Ohr. Erstarrte Energie. Würde ich sie jetzt von dort hinunter heben, ich bin sicher, sie würde die angespannte Körperhaltung beibehalten. 
Katze Weiß sitzt auf dem Wäscheschrank gegenüber und starrt ebenso hypnotisiert nach oben.
Das Tierchen wandert unbeeindruckt weiter in Richtung Deckenmitte.
Die Katzen wechseln Plätze – Katze Weiß hoppelt auf’s Bett und Katze Schwarz bezieht auf dem Wäscheschrank Stellung.
Zwei fließende Bewegungen, perfekt aufeinander abgestimmt – danach wieder hypnotische Starre.
Katze Schwarz: pure Konzentration und Eleganz in jeder noch so kleinesten angespannten Muskelfaser.
Katze Weiß: ein kleiner, plüschiger Gremlin mit Glubschaugen.
Manche kätzische Pose kann einem wirklich den Glauben an die angeborene Eleganz dieser Tiere nehmen …

iPad für die Großen

… weil es soooo schön ist, gibt’s hier noch die großen Fellnasen im iPad-Fieber. Ab nächster Woche kommen dann wieder etwas textlastigerere Posts. (So es die liebe Arbeit denn zulässt.)