Samstag, 23.07.2011
Wie vor zwei Jahren geht die Fahrt auch dieses Jahr an den Ringkøbing-Fjord, eine gesangsträchtige Autofahrt von etwa 3 Stunden erwartet uns also.
Eine echte Zerreißprobe und auch für Katze Schwarz nicht wirklich angenehm – Abhilfe muss her. Die Geschwindigkeit, mit der die Landschaft draußen vorbeirauscht, ist neben den lauten Fahrgeräuschen hauptsächlicher Angstauslöser, daher denke ich mir, was Katze Schwarz nicht sieht, kann sie auch nicht in Panik versetzen – und spanne ein Handtuch zwischen den Vordersitzen, das die Sicht nach vorne verdeckt. Außerdem schadet es nie, auf Reisen ein Handtuch dabei zu haben …
Der leere Transport-Korb steht schon hinten auf der Rückbank, fehlen nur noch die Katzen. Ich stiefle hoch und klemme mir Katze Weiß unter den Arm. Katze Weiß ahnt Schlimmes und ist nicht wirklich glücklich – was ihr auch anzusehen ist. Als ich aus der Haustür komme, geht eine Frau mit einem jungen Hund vorbei. Der Hund wirft Katze Weiß neugierige Blicke zu und die Frau wird mit jedem Schritt langsamer, damit das Hundetier auch gucken kann. Großartig. Ich werde ebenfalls langsamer, denn das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist ein neugieriger Hund, der mir die Katze aus dem Arm jagt. Endlich kann ich gefahrlos an unser Auto und Katze Weiß verkriecht sich in der Box.
Ein zweites Mal stiefle ich nach oben – Katze Schwarz holen. Katze Schwarz, sonst Treppenhaus-Erkundungen durchaus aufgeschlossen, beginnt zu schreien, als würde sie bei lebendigem Leibe gehäutet, kaum dass ich aus der Wohnungstür heraus bin. Jeder Angstschrei hallt im Treppenhaus 100fach von den Wänden wieder und als die erste nachbarliche Wohnungstür aufgeht, flüchte ich glücklicherweise gerade aus der Haustür – und laufe dem nächsten Hund zwischen die Pfoten!
Der Hund ist zwar älter als der erste aber genau so neugierig und sein Frauchen findet verängstigte Katzen offenbar so spannend, dass sie direkt vor mir stehen bleibt. AAAAAH! Herr, wirft Hirn vom Himmel! Es kann doch nicht so schwer sein!
Doch, offenbar kann es das. Verzweifelt-böse Blicke bringen nichts, ich muss die Frau tatsächlich erst zum Weitergehen auffordern, bis ich an unser Auto komme und die arme Katze Schwarz endlich zu Katze Weiß in den Korb verfrachten kann. Derart aufgewühlt startet das Schrei-Konzert, noch bevor der Wagen überhaupt gestartet ist. Toll.
Da ich am Steuer sitze, verweigert mir mein Mann die Oropax mit dem Hinweis, ich würde sonst vielleicht eine Sirene überhören. Als ob ich die ohne Oropax hören könnte! Durch die kehligen Arien der Katze Schwarz dringt kaum ein Geräusch, allein der stetig ansteigende Kilometerstand des Wagens und die vorbeifliegenden Felder versichern mir, dass wir uns tatsächlich fortbewegen.
Dann und wann wirft Katze Weiß ein schüchternes Mau in den Raum und in seltenen Minuten der höchsten Freude versteigen sich die Damen zu einem gemeinsamen, zweistimmigen Duett, das unvermittelt in einen Kanon zerbricht. Ich zweifle ernsthaft an der Wirksamkeit meiner Handtuch-Theorie, da werden die Pausen zwischen den einzelnen Arien allmählich merklich länger. Nach einer Dreiviertelstunde ist von den Katzen nichts mehr zu hören. Sie schlafen tatsächlich. Oder drehen uns nur beleidigt den Rücken zu, so genau kann ich das vom Steuer aus nicht feststellen. Ist mir auch egal – selten hat es mich mehr beglückt, den Automotor zu hören, als während der restlichen zwei Stunden.
Nun fahren die beiden schon ein paar Jahre mit euch in die Ferien und können der Fahrt immer noch nichts abgewinnen… 😉 Hier bei uns dachte ich bislang, der Schrecken der Autofahrt hängt vor allem damit zusammen, dass sie jedesmal beim Tierarzt endet… Aber was sind arienbegleitete maximale 5 Minuten Fahrt bis zum Tierarzt schon gegen eine mehrstündige Reise?
Ich hoffe, euer aller Nerven konnten sich im Urlaub wieder erholen,
liebe Grüße von Christina
Hallo Christina,
lieben Dank für die Willkommensgrüße!
Für Katzen ist die schnelle Bewegung der Landschaft beim Autofahren wirklich beängstigend, das konnte ich auch schon bei meiner alten Katze beobachten – die war immer in Panik, wenn sie rausgucken konnte und hat am liebsten im Fußraum geschlafen. (Zwei Katzen kann ich nur leider nicht im Auto rumkriechen lassen, das wäre zu gefährlich.)
Bei Katze Schwarz scheint noch eine gewisse Reiseübelkeit dazuzukommen. Für die beiden war es ja erst die dritte lange Autofahrt, da darf Katz noch nervös sein 😉 Ich bin ja schon sehr zufrieden damit, dass die Trennung große Box = Urlaub, kleine Box = TA sich schon auszahlt. Katze Schwarz schläft übrigens seit wir zurück sind demonstrativ in der großen Box – da will jemand zurück nach Dänemark …
Den Trick mit der Decke/Laken habe ich auch versucht – leider hatte Merlin es dann während der Autobahnfahrt geschafft, das Teil herunterzuzotteln und so stellte sich auf Dauer kein Beruhigungseffekt ein (war allein mit Katertier im Auto).
Und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie glücklich die Restfahrzeit Dich gemacht hat 😉
Liebe Natira,
genau das Problem hatte ich auch immer, wenn ich versucht hatte, den Korb irgendwie abzudecken. Deswegen habe ich diesmal ein großes Duschhandtuch mit Sicherheitsnadeln an der Rückseite der Vordersitze festgeklammert. Selbst wenn unserer schwarz-weißer Protest da mit den Pfoten drangekommen wäre, hätten sie eher das Handtuch zerfetzt als freie Sicht zu bekommen. Allerdings weiss ich nicht, was für ein Zauberkünstler dein Merlin ist – vielleicht käme er in gleicher Situation ohne Probleme dran?
Marlowe hatte ich damals noch nicht und die schwarze Socke war allein im Transportkorb auf der Rückbank. Dazu hatte ich mit einem Laken das Seitenfenster abgehängt, und zwar indem ich es etwas "eingeklemmt" hatte und den Rest zwischen Box und Vordersitz befestigt hatte. Auch die andere Fensterseite war mit einem Handtuch abgehängt. Frag' mich nicht wie, aber Merlin hat es geschafft, mit den Pfoten so lange an dem Laken herumzuzotteln, bis es unten war. Offenbar hatte ich es nicht fest genug eingeklemmt und schaffte es auch später nicht (zu viel "durchs Fenster" hätten knatternde Geräusche auf der Autobahn verursacht), denn diese Aktion wiederholte sich noch 2x. Und sein lautstarkes Gemecker hielt die ganzen 8 Stunden (incl. mehrere längerer Pausen!) an. Die nächtliche Rückfahrt dann mit einer mildem Beruhigungsmittel für den Kater verlief da deutlich entspannter und ich war auch in 4,5 Std. (wie sonst auch) daheim. Hätte ich eine Wahl gehabt, wäre er auch daheim geblieben,aber so kurzfristig war nichts organisierbar und ich wusst auch nicht, wie lange ich wegbleiben würde. Also kam er mit, aber noch einmal "brauche" ich das nicht.