The Sleeper and the Spindle von Neil Gaiman

Der britische Autor Neil Gaiman hat eine ganze Reihe vielbeachteter und preisgekrönter Romane verfasst und dies hauptsächlich in Sparten, die auch heute noch bei vielen Lesern – zu Unrecht! – nicht unbedingt für literarische Qualität stehen: Comics, Fantasy und Kinderliteratur. Dabei begann er seine schriftstellerische Laufbahn ganz klassisch als Journalist, doch schon seine ersten Bücher zeigten ganz klar, in welche Richtung es ihn zog: sein drittes Buch „Don’t Panic“ erschien 1988 und erzählt die Entstehungsgeschichte von Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“-Trilogie, das vierte Buch „Good Omens“ (1990) schrieb er gemeinsam mit Discworld-Erfinder Terry Pratchett. Seinen endgültigen Durchbruch erzielte er jedoch mit der Comicreihe „Sandman“. Obwohl man Autoren selten einen Gefallen damit tut, sie mit anderen zu vergleichen, und auch wenn diese Erkenntnis angesichts der gerade aufgezählten Frühwerke Gaimans nicht wirklich überrascht, gehört Gaiman mit seinem oft schwarzen Humor und insbesondere seiner Art, Altbekanntem einen ganz eigenen Dreh zu entlocken, für mich dennoch sehr eindeutig in die „Adams-Pratchett-Schublade“.
In seinen Werken wimmelt es von Anspielungen und Anleihen – gerne aus der Mythologie, aber auch Märchenstoffe und -figuren werden von ihm überraschend neu gemischt.
 
In seinem neusten Werk „The Sleeper and the Spindle“ (dt. Der Fluch der Spindel) mischt Gaiman erneut Fantasywelten mit Märchenstoffen. Ich mag derartige Spielereien ungemein, hier allerdings hat mich tatsächlich zuerst die Aufmachung angesprochen: das englische Exemplar hat einen durchscheinenden Schutzumschlag mit Rosenranken, durch den die schlafende Schönheit auf dem Buchdeckel zu sehen ist. Innen ist das Buch wunderschön illustriert von Chris Riddell, den einige von euch vielleicht von den Klippenland-Chroniken kennen. (Oder von Ottoline – tolle Bücher!)

Die Geschichte, ein Märchen, ist schnell erzählt: In einem kleinen, weit entfernten Königreich, das beinahe unerreichbar hinter einer Bergkette liegt, bereitet sich eine Königin auf ihre Hochzeit vor. Drei Zwerge machen sich auf den Weg, ein Hochzeitsgeschenk zu besorgen, und weil die Bergkette nun einmal unbezwingbar ist – selbst für Zwerge – gehen sie auf Zwergenart unter ihr hindurch ins benachbarte Königreich. Von dort nun droht Gefahr: vor 70 Jahren fiel die Königstochter durch den Fluch einer bösen Fee in einen tiefen Schlaf und mit ihr alle Menschen und Tiere im Schloß. Doch der Fluch blieb nicht auf das Schloß begrenzt, Jahr für Jahr dehnte er sich aus, bis er schließlich bis an die Bergkette reichte. Die Königin, die eigentlich sowie so keine Lust auf eine Hochzeit hatte, beschließt, sich der Gefahr, der ihrem Reiche droht, zu stellen, die Prinzessin aufzuwecken und den Fluch damit zu brechen.
Gaiman wäre jedoch nicht Gaiman, wenn es nun bei dieser Fantasy-Adaption des bekannten Grimmschen Märchen bliebe. Für Dornröschen hat er einen wirklich schönen Twist entwickelt, der sich keinesfalls darauf beschränkt, Schneewittchen mit in die Geschichte eingebaut zu haben. Verraten möchte ich ihn an dieser Stelle nicht, nur soviel: wie jedes Märchen gibt es auch hier ein Happy End, allerdings eines, das sticht.
Eine schöne Geschichte in liebevoller Aufmachung, großartig illustriert von Chris Riddell!

2 Antworten auf „The Sleeper and the Spindle von Neil Gaiman“

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