Der Bund der Wölfe von Nina Blazon

Seit letzter Woche faste ich – keine neuen Bücher bis Ostern. Also, selbst gekaufte. Schenken zählt nicht 😉 Außerdem habe ich auch dieses Jahr das Ziel, vorrangig die Bücher zu lesen, die schon länger ungelesen bei mir im Regal stehen. Deshalb werde ich also in nächster Zeit eher von älteren Büchern berichten.
Beim heutigen Buch kann ich nicht mal mehr genau sagen, wie lange ich es habe, oder warum genau ich es eigentlich bei Tauschticket eingetauscht hatte … irgendwie hatte es auf jeden Fall mein Interesse geweckt, aber offensichtlich nicht nachhaltig genug, um gleich gelesen zu werden. Ob sich das lange warten gelohnt hat?

Das Buch

Nina Blazon
Der Bund der Wölfe
Sauerländer aare, 2006
206 Seiten
ISBN 3-7941-7039-3
Buch im Katalog der DNB

Mein Leseeindruck

Die 16jährige Blanka hat ein Stipendium der Maddalina-von-Trenta-Stiftung für die renommierte Europa-Schule bekommen, einem Elite-Internat, das auf den Mauern eines alten Klosters erbaut wurde. Wie es sich für Elite-Schulen gehört, gibt es auch an dieser eine geheime Vereinigung älterer Schüler: dem Bund der Wölfe. Wer alles zu ihnen gehört, scheint geheim, eines ist jedoch sicher: es sind die Wölfe, die im Verborgenen die Geschicke der Internatsschüler bestimmen.

Gleich an ihrem ersten Tag rasselt Blanka mit den Wölfen zusammen: alle neuen Schüler erhalten eine mitternächtliche Führung, bei der die maskierten Wölfe Blanka allein auf dem Internatsgelände zurücklassen. Auf dem Weg zurück ins Wohnheim stolpert Blanka beinahe wortwörtlich über eine Leiche: eine unbekannte Frau ist in der Bibliothek zu Tode gestürzt. Die Polizei geht von einem bedauerlichen Unfall aus, doch Blanka hat das ungute Gefühl, dass mehr dahinter stecken muss – und irgendwie sind die Wölfe darin verwickelt. Sie beginnt nachzuforschen und begibt sich damit in große Gefahr, denn die Wölfe haben nicht vor, sie davonkommen zu lassen.

Mit knapp 210 Seiten Umfang lässt sich der Jugendroman der Autorin Nina Blazon schnell lesen. Der Stil ist flüssig, die Geschichte voller Rätsel und spannend erzählt, und trotzdem wollte der Funke bei mir nicht so richtig überspringen. Die geheimnisvolle und bedrohliche Stimmung kam mir an einigen Stellen zu aufgesetzt vor und nicht immer fand ich Blankas Verhalten nachvollziehbar. Vermutlich hätten dem Buch einige Seiten mehr und damit Raum für die Entfaltung der Geschichte gebraucht, um mich vollständig zu überzeugen, allerdings gehöre ich auch nicht unbedingt zum Zielpublikum dieses Jugendthrillers mit Mystery-Einschlag.
Fazit: Eher durchschnittliche Unterhaltung für Menschen ab 14 J.

Jonathan Stroud: Lockwood & Co – Das flammende Phantom

Ich habe mir vorgenommen, wieder mehr über meine gelesenen Bücher zu berichten. Ich war sogar schon am Überlegen, eine neue Rubrik einzurichten: Bücher mit „Katzenfaktor“ 😃 Ich kann nichts dafür, aber wenn in einer Geschiche eine Katze vorkommt, und sei es in der unbedeutendsten Nebenrolle, dann freut mich das. Besonders, wenn die Katze dann auch noch gut beschrieben ist. Es ist ein bißchen so, als wäre man in unbekannten Gefilden unterwegs und würde unverhofft auf ein Katzentier stoßen. Vielleicht grüßt sie freundlich, vielleicht blinzelt sie einem aber auch nur zu. Und trotzdem geht man anschließend beschwingter weiter 😉

In meiner letzten Lektüre spielten Katzen allerdings keinerlei Rolle, sieht man mal davon ab, dass ich das Buch größtenteils mit Katze auf den Beinen gelesen habe. Neben Katzen, den echten und den Buchbewohnern, mag ich allerdings auch Grusel- und Geistergeschichten, und deshalb ist die Jugenbuchreihe „Lockwood & Co.“ von Jonathan Stroud natürlich nicht unbemerkt an mir vorbei gegangen. Besonders gefallen hat mir, dass die Reihe in einer alternativen Wirklichkeit spielt: 
Seit rund 50 Jahren wird England von einer Geisterplage
heimgesucht, die viele Menschen nicht nur um ihren Schlaf, sondern in etlichen
Fällen auch um ihr Leben gebracht hat. Denn die Geister sind längst nicht alle
harmloser Widerhall vergangenen Unrechts, die meisten sind bösartig und auf
Rache aus. Eine Berührung allein reicht aus, um beim Opfer die Geistersieche
hervorzurufen, die unweigerlich den Tod zur Folge hat. Geister und ihre
übernatürlichen Manifestationen sind für die Augen der Erwachsenen unsichtbar,
nur Kinder können sie erkennen. Daher haben sich in den vergangenen Jahrzehnten
Agenturen von Geisterjägern gebildet – unter der Führung Erwachsener gehen
Kinder und Jugendliche als Agenten auf Geisterjagd. Die bekanntesten dieser Agenturen
sind Rotwell und Fittes, doch in den letzten Jahren hat eine kleine,
unabhängige Agentur den Markt kräftig aufgemischt: Lockwood & Co. Das
besondere an dieser Agentur: die jugendlichen Agenten arbeiten selbstständig
und ohne die Beteiligung Erwachsener – und sind dabei auch noch deutlich
erfolgreicher als die alteingesessenen Agenturen! Das Team besteht aus dem
Agenturchef Lockwood, dem Recherchegenie George und der höchst begabten Lucy,
deren Fähigkeit, Geister nicht nur zu hören, sondern auch mit ihnen Kontakt aufzunehmen,
beinahe einmalig ist. Im dritten Band stößt Holly, eine ehemalige
Rotwell-Agentin, zur Agentur und bringt die eingespielte Team-Chemie gehörig
durcheinander. Und dann ist da noch der Totenkopf im Glas – ein sprechender
Geist, den nur Lucy hören kann, und der für gewöhnlich kein Blatt vor den Mund
nimmt.
Nachdem Ich-Erzählerin Lucy am Ende des dritten Bandes die
Agentur verlassen hat, arbeitet sie erfolgreich als
selbständige Agentin. Das Alleinsein hat jedoch Spuren hinterlassen, und so
wirft sie ihre Bedenken ohne zu zögern über Bord, als eines Tages Lockwood vor
ihr steht und sie bittet, ihr altes Team als freie Mitarbeitern bei einem Fall
zu unterstützen, zumal der der Auftrag von Penelope Fittes höchst persönlich kommt.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: gefährliche Geisterquellen, die
eigentlich vernichtet sein sollten, werden auf dem Schwarzmarkt gehandelt, das
Glas mit dem Totenkopf wird gestohlen, und in einem kleinen Dorf weckt ein
unheimliches Phantom die Toten aus ihren Gräbern …
Wie auch in den vorherigen Bänden erzählt Lucy hier ihre
Geschichte wieder selbst: mit einer kräftigen Prise Selbstironie plaudert sie
humorvoll von ihren Erlebnissen, streitet sich mit dem sarkastischen Geist des
Totenkopfs (der sehr an Strouds Bartimäus erinnert), wendet sich immer wieder
direkt an den Leser und hält ihn dabei geschickt bei der Stange. So richtig
fies gruselig wird es nur selten, richtig fies nägelzerkauend-spannend dafür um
so öfter. Und auch der vierte Band endet wieder mit einem richtigen Knall! Das
Warten auf den fünften Band wird lang …
Fazit: Die Jugendbuch-Reihe von Jonathan Stroud ist Lesefutter
im besten Sinne: humorvoll und spannend geschrieben, mit einer durch und durch
originellen Geschichte.

Die Dreizehnte Fee – Ewachen von Julia Adrian

Die Mischung aus Fantasy und Märchen hatte mir bei Neil
Gaimans „The Sleeper and the Spindle“ ausgesprochen gut gefallen, und
wenn es euch ähnlich ging, hab‘ ich gleich den nächsten Lesetipp für euch :
Julia Adrians „Dreizehnte Fee“. Die ersten beiden Bände sind schon
länger erhältlich, der dritte und abschließende wird im Juli 2016 erscheinen. 

Die Trilogie erzählt die Geschichte der dreizehnten Fee: 13 Mädchen, als Feenwechselbälger
von den Menschen gefürchtet und verfolgt, wachsen unter der Obhut der
Feenmutter auf. Sie schult die Mädchen im Umgang mit ihrer Magie – und ihrem
Hass. Die dreizehnte wird die Königin ihrer zwölf Schwestern, bis eine
ungestillte Sehnsucht und Verrat sie in den Dornröschenschlaf versetzten,
versteckt in einem Turm, ohne Aussicht auf Erlösung. 1000 Jahre verschlief sie
so, ihr Reich ist längst zerfallen, doch ihre Schwestern, als Hexen berüchtigt
und gefürchtet, knechten die Menschen gnadenlos. Einzig ein Hexenjäger stellt
sich der Herausforderung, die dreizehn Hexen zu töten. Und ausgerechnet er ist
es, der die dreizehnte Fee in ihrem Turmgefängnis erweckt. Denn um ihre
Schwestern zu vernichten, braucht er ihre Hilfe. 
Der erste Band, „Erwachen“, beginnt wie der Titel
schon verrät, mit dem Aufwachen der dreizehnten Fee. Da die Geschichte aus
ihrer Sicht in Ich-Perspektive erzählt wird, ist der Leser zunächst ähnlich orientierungslos
wie sie, doch das gibt sich schnell. Gemeinsam mit dem Hexenjäger flieht sie
aus dem Turm, gejagt von ihrer Schwester, der Eishexe, die ihr nach dem Leben
trachtet. Nur mühsam gelingt die Flucht, denn die dreizehnte Fee hat nicht nur
ihre Magie verloren, sie ringt auch mit ihrem Gewissen. Ihr Herz glaubt sie zudem
längst an den Hexenjäger verloren, obwohl er nie einen Hehl daraus macht, dass
er auch sie vernichten wird. 
Im Verlauf der für einen Fantasy-Roman mit 200 Seiten Umfang
eher kurzen Geschichte erfährt der Leser etwas mehr vom Hintergrund der Feen
(oder Hexen), es bleiben aber genügend Fragen ungeklärt, um ungeduldig auf die
Fortsetzungen zu warten. (Ich erwähnte schon, dass ich ein ungeduldiger Mensch
bin? ) Julia Adrian vermengt in ihren Romanen mehrere Märchen miteinander und spielt
sehr geschickt damit, dass die Wahrheit oft zwei Seiten hat und selten auf Anhieb
zu erkennen ist. So ist auch hier längst nicht alles so wie es scheint: Die
Feen sind böse Hexen, die Märchen (Hänsel und Gretel, Der Froschkönig) beruhen
auf wahren Begebenheiten, doch das Happy-End ist meist nur erfunden. Und nicht
immer fällt es leicht zu entscheiden, wer Opfer und wer Täter ist. 
Sprache und Stil der Autorin sind auf das Wesentliche konzentriert,
die Sätze kurz, aber eindringlich. Ausführliche Beschreibungen von Personen
oder Landschaft werdet ihr in der Dreizehnten Fee nicht finden, denn nur so
gelingt es Adrian, eine märchenhaft-poetische Atmosphäre zu erschaffen. Die
gelungenen Illustrationen von Svenja Jarisch und die märchenhaft-verspielte
Aufmachung (Brombeerranken und verschnörkelte Initiale) runden das Gesamtbild
ab. 
Fazit: Ein romantischer Fantasy-Märchenmix, der definitiv
Lust auf mehr macht!
Julia Adrian
Die Dreizehnte Fee – Band 1: Erwachen
Drachenmond-Verlag, 2015
ISBN 978-3-959911-31-1
12,00 €

The Sleeper and the Spindle von Neil Gaiman

Der britische Autor Neil Gaiman hat eine ganze Reihe vielbeachteter und preisgekrönter Romane verfasst und dies hauptsächlich in Sparten, die auch heute noch bei vielen Lesern – zu Unrecht! – nicht unbedingt für literarische Qualität stehen: Comics, Fantasy und Kinderliteratur. Dabei begann er seine schriftstellerische Laufbahn ganz klassisch als Journalist, doch schon seine ersten Bücher zeigten ganz klar, in welche Richtung es ihn zog: sein drittes Buch „Don’t Panic“ erschien 1988 und erzählt die Entstehungsgeschichte von Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“-Trilogie, das vierte Buch „Good Omens“ (1990) schrieb er gemeinsam mit Discworld-Erfinder Terry Pratchett. Seinen endgültigen Durchbruch erzielte er jedoch mit der Comicreihe „Sandman“. Obwohl man Autoren selten einen Gefallen damit tut, sie mit anderen zu vergleichen, und auch wenn diese Erkenntnis angesichts der gerade aufgezählten Frühwerke Gaimans nicht wirklich überrascht, gehört Gaiman mit seinem oft schwarzen Humor und insbesondere seiner Art, Altbekanntem einen ganz eigenen Dreh zu entlocken, für mich dennoch sehr eindeutig in die „Adams-Pratchett-Schublade“.
In seinen Werken wimmelt es von Anspielungen und Anleihen – gerne aus der Mythologie, aber auch Märchenstoffe und -figuren werden von ihm überraschend neu gemischt.
 
In seinem neusten Werk „The Sleeper and the Spindle“ (dt. Der Fluch der Spindel) mischt Gaiman erneut Fantasywelten mit Märchenstoffen. Ich mag derartige Spielereien ungemein, hier allerdings hat mich tatsächlich zuerst die Aufmachung angesprochen: das englische Exemplar hat einen durchscheinenden Schutzumschlag mit Rosenranken, durch den die schlafende Schönheit auf dem Buchdeckel zu sehen ist. Innen ist das Buch wunderschön illustriert von Chris Riddell, den einige von euch vielleicht von den Klippenland-Chroniken kennen. (Oder von Ottoline – tolle Bücher!)

Die Geschichte, ein Märchen, ist schnell erzählt: In einem kleinen, weit entfernten Königreich, das beinahe unerreichbar hinter einer Bergkette liegt, bereitet sich eine Königin auf ihre Hochzeit vor. Drei Zwerge machen sich auf den Weg, ein Hochzeitsgeschenk zu besorgen, und weil die Bergkette nun einmal unbezwingbar ist – selbst für Zwerge – gehen sie auf Zwergenart unter ihr hindurch ins benachbarte Königreich. Von dort nun droht Gefahr: vor 70 Jahren fiel die Königstochter durch den Fluch einer bösen Fee in einen tiefen Schlaf und mit ihr alle Menschen und Tiere im Schloß. Doch der Fluch blieb nicht auf das Schloß begrenzt, Jahr für Jahr dehnte er sich aus, bis er schließlich bis an die Bergkette reichte. Die Königin, die eigentlich sowie so keine Lust auf eine Hochzeit hatte, beschließt, sich der Gefahr, der ihrem Reiche droht, zu stellen, die Prinzessin aufzuwecken und den Fluch damit zu brechen.
Gaiman wäre jedoch nicht Gaiman, wenn es nun bei dieser Fantasy-Adaption des bekannten Grimmschen Märchen bliebe. Für Dornröschen hat er einen wirklich schönen Twist entwickelt, der sich keinesfalls darauf beschränkt, Schneewittchen mit in die Geschichte eingebaut zu haben. Verraten möchte ich ihn an dieser Stelle nicht, nur soviel: wie jedes Märchen gibt es auch hier ein Happy End, allerdings eines, das sticht.
Eine schöne Geschichte in liebevoller Aufmachung, großartig illustriert von Chris Riddell!

Gail Carriger – Soulless (The Parasol Protectorate ; 1) oder Finally I’m back in English Challenge!

Nach meiner von eher zweifelhaftem Vergnügen geprägten  Begegnung mit im Sonnenlicht glitzernden Vampiren und Werwölfen, die sich aus purer Jux und Dollerei als indianische Antwort auf die bösen und … äh … glitzernden Vampire herbeigezaubert haben, schwor ich mir, nie niemals nie nicht noch einmal ein Buch anzufassen, in dem es um romantische Verstrickungen zwischen Mensch, Vampir und Werwolf geht.
Dies nur als kleiner Hinweis, bevor wir uns nun gemeinsam der English Challenge Lektüre des Monats Juni widmen.  
Soulless, der entzückende Roman der amerikanischen Autorin Gail Carriger, spielt im düsteren, viktorianischen London. Alexia Tarabotti, nicht wirklich hübsch und zudem Halbitalienerin, was ihr einen viel zu dunklen Taint und ein überschäumendes Temperament beschert, ist bereits unglaubliche 26 Jahre alt und noch immer unverheiratet, wozu ihre spitze Zunge sicherlich einiges beigetragen haben mag. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es ihr neben vornehmer Blässe und Zurückhaltung vor allem an einem mangelt: Alexia Tarabotti hat keine Seele.
Daher ist es ihr völlig unbegreiflich, wie sie in die unmögliche Situation geraten konnte, in vornehmem Hause während eines privaten Balls von einem Vampir attackiert zu werden.
Als Seelenlose hat Alexia die Fähigkeit, die übernatürlichen Kräfte
von Vampiren und Werwölfen aufzuheben; dazu reicht bloßer Kontakt. Es ist dem Vampir daher nicht möglich, Alexia in den Hals zu beißen (und diese Eigenheit ist in Londoner Vampirkreisen bestens bekannt!), nichtsdestotrotz ist der aufdringliche Kerl nicht von seinem Vorhaben abzubringen. Alexia reagiert gereizt.

„I say!“ said Alexia to the Vampire. „We have not even been introduced!“

Im Verlauf der kleinen Rangelei, die sich aus dem schockierend schlechten Benehmen des Vampirs entwickelte, streckt Alexia den Unhold „versehentlich“ nieder – mit Hilfe einer hölzernen Haarnadel und eines geschickt geschwungenen Sonnenschirms. Dieses unschickliche Manöver ruft unverzüglich den entsetzlich unhöflichen Lord Maccon auf den Plan, Chefermittler des BUR (Bureau of Unnatural Registration) – ein großer, unordentlicher und umwerfend attraktiver … Werwolf.
Ah. Da war doch noch was …
Nun ja, was soll ich sagen? Ich hatte auch meiner Neigung zu Bandwurmsätzen abgeschworen und ihr seht, was dabei herausgekommen ist.
Soviel also zu meiner konsequenten Einhaltung einmal gefasster Vorsätze …
Von der eingangs erwähnten Reihe ist Soulless jedoch so weit entfernt wie Hedwig Courths-Mahler von Jane Austen, so dass ich meine Inkonsequenz in diesem Fall absolut nicht bereue. Gail Carriger schreibt einfach hinreißend, ihre Dialoge sind großartig und die Geschichte der seelenlosen „alten“ Jungfer Alexia, die sich vom aufbrausenden Lord Maccon in keinster Weise von eigenen Ermittlungen abhalten lässt, ist erfrischend originell. 
Da sind zunächst einmal die übernatürlichen Gesellschaftsstrukturen: 
Vampire leben in Hives, deren Königin die einzige ist, die neue Vampire erschaffen kann. Es gibt Menschen, die den Vampiren freiwillig dienen, die sogenannten Dronen, und Bluthuren, von denen Vampire trinken. Es gilt als gesellschaftlicher Fauxpas, ohne Erlaubnis einen Menschen zu beißen.
Werwölfe leben (natürlich) in Rudeln, lassen sich in Vollmondnächten jedoch von ihren menschlichen Dienern, den Clavigers, wegschließen.
Während im Britischen Empire die Übernatürlichen Wesen in die Gesellschaft integriert sind, Queen Victoria hat sowohl einen vampirischen als auch einen werwölfischen Berater an ihrer Seite, gelten sie in Amerika immer noch als Bedrohung der Menschen und werden gejagt. 
Als besonders gelungen fand ich den Einfall, mit dem die Autorin Vampire und Werwölfe „erklärt“: Während Menschen eine Seele (oder weniger) in sich tragen, besitzen übernatürliche Wesen zuviel Seele. (Was dann auch sehr schön erklärt, warum Alexia als Seelenlose Vampire und Werwölfe auf ihr rein menschliches Wesen reduzieren kann).
Diese Vorstellung ist die in Großbritannien gültige „Lehrmeinung“, es gibt jedoch auch andere Ansätze. Im weiteren Verlauf der Geschichte macht Alexia die Bekanntschaft eines jungen Amerikaners, der sich näher mit der Frage beschäftigt, wie Vampire zu Vampiren werden. 
Fazit: Herausfordernde Lektüre (selten habe ich derart viele Begriffe nachschlagen müssen), die sich in jeder Hinsicht lohnt. Leseempfehlung für die Austen-Fans unter den Fantasy-Lesern!
P.S.: Wer lieber beim Deutschen bleiben möchte, findet Soulless unter dem zugegeben selten dämlichen Titel Glühende Dunkelheit im Programm des Blanvalet-Verlags.