Urlaubsfreuden in schwarz-weiß (8)

Die Sonne scheint und es ist angenehm warm.
Die Menschenfrau sitzt lesend auf der Terrasse.
Katze Schwarz hat sich in den Schatten unterm Auto verkrochen und beobachtet Schmetterlinge.
Katze Weiß hingegen hat ihre Liebe zum nicht mehr ganz so weißen Flokati entdeckt. Rücklings robbt sie sich quer über den Teppich und verdreht dabei genießerisch die Augen. Offenbar riecht der Flokati unwiderstehlich. In Anbetracht der Tatsache, dass auch durchgeschwitze T-Shirts, getragene Socken und müffelnde Turnschuhe geruchlich unwiderstehlich auf Katze Weiß wirken, möchte die Menschenfrau lieber nicht wissen, was sich sonst noch alles durch den Flokati gerobbt hat. Sie sinkt tiefer in den Liegestuhl und widmet sich ihrem Krimi.
Ein friedlicher Ferientag.
Irgendwann spricht der Menschenmann ahnungslos den folgenschweren Satz in die Stille:
„Schatz, wo ist denn eigentlich die Weiße?“ 
Ein Blick ins Wohnzimmer. Der Flokati liegt etwas derangiert, aber einsam und verlassen vor dem Sofa. Keine Katze weit und breit, weder weiß noch schwarz.
Schlechtes Zeichen.
Vermutlich hat sich Katze Weiß wieder an Katze Schwarz dran gehängt und die beiden treiben sich jetzt irgendwo im hüfthohen Gras herum. Großartig. 
Also raus, Katze Schwarz rufen.
Und sofort offenbart sich das große Übel:
Katze Schwarz kommt freudig von ihrem Platz unter dem Auto hervor und begrüßt die Menschfrau gurrend.
Katze Weiß folgt etwas später.
Aus der selben Richtung. Farblich ähnelt sie allerdings eher dem nicht mehr ganz so weißen Flokati.
Was uns dann unweigerlich eine Viertelstunde später zur Urlaubserkenntnis Nr. 2 führte:
Motorenöl lässt sich nur schwer mit Spüli aus Katzenfell waschen. 
Und Katze Weiß ist eine Wiedergeburt. Automechaniker war sie offenbar auch schon mal.

Vampir im Katzenfell

Katze Weiß ist voluminös.
Das liegt zum einen an ihrem wirklich flauschigen, langen und vor allem zahlreich vorhandenen Fell, zum anderen daran, dass sie schlicht und ergreifend eine dicke Katze ist.
Wir haben schon viel probiert, um das Gewicht von Katze Weiß zumindest etwas zu reduzieren.
Das ist aber gar nicht so einfach, denn Katze Schwarz frisst nicht allein.
Die verrücktesten Dinge haben wir ausprobiert, bis wir uns schließlich der Erkenntnis stellen mussten, dass all diese Methoden lediglich zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen führen würden: eine verhungerte schwarze oder eine dicke weiße Katze. 
Aus naheliegenden Gründen haben wir uns für die Variante „dicke weiße Katze“ entschieden.
Damit aus der dicken keine völlig verfettete Katze wird, gibt es ein paar Regeln, die mehr oder weniger gut funktionieren.
Katze Weiß bekommt morgens zusammen mit Katze Schwarz eine (kleine) Portion Trockenfutter. Da Katze Schwarz selten alles auffrisst, wird der Rest zur Sicherheit in den Schrank gestellt. Hat Katze Schwarz Hunger, setzt sie sich vor den Schrank und bekommt ihr Schälchen, Katze Weiß darf leider nur zusehen (so die graue Theorie – die Praxis sieht oft anders aus).
Abends gibt es dann eine kleine Portion Nassfutter für beide. Die Sorte (und damit auch die Menge) wechselt regelmäßig, da die Katzen Schwarz und Weiß die Abwechslung lieben. 
Derzeit gibt es Futter aus dem „Tütchen“.
Die Portionen sind eher winzig, was Katze Weiß offenbar als persönlichen Affront auffasst.
Daher hat sie beschlossen, die Futtermenge eigenständig zu erhöhen:
Nun sitzt ich hier mit 6 perforierten Futtertütchen und kann sehen, dass wir die verfüttert kriegen, bevor sie verderben. Grummel. 
Vampirfilme sind für Katze Weiß erst mal gestrichen.

Die spinnen, die Menschen! Oder: Renovieren mit Katzen für Fortgeschrittene

Die Herbstferien sind da und das bedeutet: Das Renovieren geht wieder los, juhu… Diesmal muss das Schlafzimmer dran glauben, was heißt, dass ich die letzten Tage schon fleißig den Schrank ausgeräumt habe. Katze Weiß fand’s toll – endlich durfte sie ungestört auf dem gefütterten Cordmantel mit Fellimitat-Kragen schlafen (…fragt nicht…), natürlich IM Schrank. Jetzt ist der Mantel im Müll, der Schrank zerlegt und Katze Weiß schmollt. Das Leben ist hart.

Gestern haben wir das Schlafzimmer komplett ausgeräumt. War echt spaßig, einen Vollholzschrank auseinanderzunehmen, während eine weiße Puschelkatze um einen herum schleicht und wirklich jede sich bietende Gelegenheit nutzt, irgendwo reinzukriechen, wo sie erstens absolut nichts verloren hat, sich zweitens von oben bis unten vollstaubt und drittens die maximale Störwirkung erzielt. Habt ihr schon mal versucht, im Schubkasten eine Schraube aufzudrehen, während eine Katze auf der Schraube liegt und den Schraubendreher für ein neckisches Spielzeug hält?

Katze Weiß hatte jedenfalls Spaß.

Katze Schwarz verbrachte den Morgen wie immer auf dem Balkon und bekam unsere Ausräum-Aktion überhaupt nicht mit. Wir waren gerade fertig, da schlenderte sie nichts ahnend ins Zimmer und blieb mit einem Mal wie angewurzelt stehen… Hat sie schwer geschockt, das leere Zimmer. Das war unsere Rache für sämtliche morgendliche „Da ist ein Fuß unter der Decke und ich beiß mich dran fest“-Attacken der letzten 12 Monate.

Heute Morgen waren sie alle beide verschwunden, kaum dass die Maler geklingelt hatten. Der Schock saß aber nicht besonders tief:
Zur Zeit jagen sich die beiden unter und über die Papierbahnen, mit denen die Maler den Flur ausgelegt haben. Sind halt schon echte Renovierungs-Profis, die zwei!

Des Stiefels Leid ist der Katze Freud‘ ….

Winter in Norddeutschland.
Überraschenderweise mit Schnee.
Als die ersten Flocken fielen, war ich verzückt: Ich mag Schnee.
Der macht die Welt ein Stückchen gemütlicher, weil: langsamer.
Mir war nur nicht klar, um wieviel langsamer meine Welt werden würde, bis ich mich aufmachte, meine Winterstiefel anzuziehen.
Meine Stiefel sind nichts Besonderes – in erster Linie sind sie robust.
Und grün.
Mit wirklich langen Schnürsenkeln.
Ahnt ihr was?
Ich jedenfalls war völlig unvorbereitet, als ich mich aufmachte, meine Winterstiefel zum ersten Mal in diesem Winter anzuziehen:

Menschenfrau tappst auf den Dachboden und kramt die Winterstiefel aus.
Menschenfrau tappst wieder runter.
Scheucht Katze Weiß in die Wohnung.
Stellt die Stiefel vor die Bank und friemelt die Schnürsenkel aus den Stiefeln.
Steht auf, geht zur Wohnungstür und läßt Katze Schwarz herein.
Geht wieder zur Bank zurück, zieht Katze Weiß aus dem rechten Stiefel und steckt den eigenen Fuß hinein.
Beginnt, die Schnürsenkel über Kreuz zu verschnüren:
1. Haken …
… 2. Haken …
… Katze Weiß krallt sich den rechten Schnürsenkel und läßt ihn nicht wieder los.
Menschenfrau zerrt hin und her, schließlich:
… 3. Haken, inklusive Katze am Band …
Katze Schwarz hängt mittlerweile am linken Schnürsenkel. Es folgt das gleiche Schauspiel: Menschenfrau zerrt, Katze läßt nicht los.
Schließlich: 4. Haken.
Katze Weiß kaut hingebungsvoll an ihrem Senkel und hört erst auf, als Katze Schwarz ihr die Beute abjagt.
Gerade noch rechtzeitig hat die Menschenfrau ihre Finger in Sicherheit gebracht.
Katze Weiß beäugt interessiert den linken Stiefel.
Die Menschenfrau widmet sich der „Zielgeraden“:
Jetzt nur noch einmal den Schnürsenkel (Igitt, nass) um den Stiefel gewicke …
… Katze Schwarz hängt am Schnürsenkel …
Katze Schwarz verscheucht.
Also, jetzt aber: Schürsenkel einmal um den Stiefel ge …
… Katze Schwarz hängt am Schnürsenkel …
Katze Schwarz verscheucht.
SchnürsenkeleinmalumdenStiefelgew…
VERFLIXTE Katze Schwarz, DU GEHST MIR AUF DEN SENKEL!
Katze Schwarz verscheucht, schnürsenkeleinmalumdenStiefelgewickeltundganzschnelleinKnotenrein
Uff, geschafft.
Und nun der linke …
?
?!
Seufz.
Aufgestanden, linken Stiefel aus der Küche zurück in den Flur geholt.
Katze Weiß läuft protestierend hinterher.
Schnell Fuß in den Stiefel und die Schnürsenkel gekrallt – ah, zu spät! Es hängt schon wieder eine Katze dran …

Nach vier Wochen Dauerschnee kann ich verkünden: ich mag keinen Schnee. Weil der die Welt verdammt viel langsamer macht.

Wiedergeburt, die zweite

Katze Weiß ist eine Wiedergeburt – ich glaube, ich erwähnte es bereits.
Unter den vielen abgelebten Leben muss sich auch das einer Wühlmaus befinden.
Schein eine sehr nachhaltige Erfahrung gewesen zu sein, denn auch als Katze lässt das blöde Tier das Graben nicht.
Dass sie mir die Balkonkästen mit schönster Regelmäßigkeit umpflügt, damit kann ich ja schon fast leben. Gut, wird halt nicht selbst gezogen, setzt ich eben großes Grünzeug rein, denn zu viel freie Erde verleitet zum exzessiven Buddeln. Die Erinnerung daran, wie ich einmal mit kleinem Eimerchen bei den Nachbarn klingelte, um die Füllung meines Blumenkastens von ihrem Balkon aufzuklauben, steht mir noch sehr deutlich vor Augen, danke, ich brauche keine Wiederholung.
Dass sie mir das Ginkgo-Bäumchen ausgräbt, konnte ich nur mit einem psychologischen Trick gerade noch verhindern. Ich hab‘ einfach Rasen ausgesät. In den Kübel. Seitdem brauchen wir kein Katzengras mehr.
Der Winter sorgt dann für den Rest, so hoffte ich.
Kübel zum Überwintern auf den Dachboden = Winterschlaf für die Wühlkatzemaus.
Einfache Gleichung. Dachte ich.
Eben fand ich eine Spur aus erdigen Katzentapsen.
Sie führt zum Fensterbrett, wo ein kleines Häufchen Erde leise vor sich hin auf den Teppich rieselt.
Seufz.
Ich geh dann mal meine Handschuhe suchen.

Und den KAKTUS wieder einpflanzen.