Wo steckt das Vögelchen – Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß Vol. 3.5

Samstag, 30.07.11

Nachmittägliche Stille. 
Katze Schwarz liegt im Gras und döst, Katze Weiß schläft auf dem Sofa.
Die Menschenfamilie sitzt daneben und liest.
Weit weg am Horizont zieht ein Vogelschwarm vorbei und verschwindet in den Dünen.

Verträumt schaut die Menschenfrau hinterher. Das Land hier ist so schmal, dass ein Mensch bequem zu Fuß von einer Küste zur anderen wandern könnte. Das Meer ist immer gegenwärtig und der Wind lässt niemals nach. Und trotzdem flitzen die winzigen grau-braunen Vögel in wolkengroßen Schwärmen hin und her, trotzen dem Wind mit Flügeln, die so zart sind, dass man fürchtet, die nächste Böe würde sie brechen und den kleinen Körper nie wieder fort lassen. Jeder Flug ein Kräftemessen, die Vögel wie Treibgut in einem luftigen Meer, angeschwemmt und fortgespült von unsichtbaren Wellen.

Und dennoch erreicht jeder Vogel sein Ziel.
Mancher jedoch schießt über’s Ziel hinaus.
Und saust wie ein kleiner turbogetriebener Federball in den Wintergarten.
Die Menschenfrau wirft ihr Buch fort und stürzt durch die Tür.
Bevor sie den Vogel erreicht, taucht Katze Weiß aus unbestimmten Gefilden auf und springt.
Und fängt den noch immer völlig verdatterten Vogel. 
Das Mäulchen voller Federn sitzt Katze Weiß auf dem Boden und erwidert den Blick der Menschenfrau. Es ist schwer zu sagen, wer über diesen Fang verblüffter ist – Katze Weiß oder die Menschenfrau. Vermutlich ist es doch der Vogel.

Nachdem der erste Schreck überwunden ist, berappelt sich das Vögelchen und entwischt, als Katze Weiß abgelenkt ist. (Natürlich hat die Menschenfrau Schuld.) Ein paar Federn gehen noch verloren, bevor es der Menschenfrau gelingt, den Vogel zu schnappen, ohne über Katze Weiß zu fallen und sicher nach draußen zu bringen.

Der Wintergarten ist mit Federn übersät, doch Katze Weiß macht sich sogleich daran, jede einzelne aufzusammeln und gründlich zu untersuchen. Könnte doch sein, dass sich das Vögelchen darunter versteckt ….

Möwen bringen Unglück oder Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß, Vol. 3.4

Mittwoch, 27.07.11 bis Freitag, 30.07.11

Die nächsten Tage bleibt Katze Schwarz gut sichtbar in der Nähe und widmet sich ganz der Kleintierjagd. Zumindest eine Eidechse haucht ihr Leben aus und wird von der Menschentochter feierlich beerdigt, eine weitere büßt zwar nicht ihr Leben, aber doch ihren Schwanz ein. Dem Echsen-Körperteil folgen noch zahlreiche Grashüpfer, Schmetterlinge und Fliegen, die allesamt halbtot ins Haus geschleppt werden, um dort angemessen präsentiert zu werden. Katze Weiß macht sich nicht die Mühe, Beute herein zu schleppen, sondern frisst gleich im Gras, was sie fängt. Irgendwas an dem Tamtam der Katze Schwarz scheint jedoch ihre Aufmerksamkeit geweckt zu haben, denn am Donnerstag stürzt das weiße Katzentier plötzlich höchst eilig in den Wintergarten.
Körperhaltung und kätzisches Gebaren sprechen eine deutliche Sprache: Katze Weiß hat den Fang gemacht! Unter großem Gemaunze wird die Beute ausgespuckt.
 Gespannt beugen wir uns vor. Was mag das Katzentier so Spannendes erbeutet haben, dass sie es uns unbedingt zeigen muss?

Drei Grashalme liegen unschuldig auf dem Teppich.

Katze Weiß guckt.
Wir gucken.
Irgendwann wird Katze Weiß klar, dass der wesentliche Teil ihrer Beute unterwegs verloren gegangen ist.
Also frisst sie das Gras und geht wieder. Haltung bewahren ist das A und O einer echten Diva …

Schon am Freitag gelingt es Katze Weiß, diese böse Scharte auszuglätten. Wieder stürzt sie mit großem Tamtam in den Wintergarten. Katze Weiß trägt eindeutig etwas Graues im Maul. Sogar Katze Schwarz kommt herbei und guckt.
Katze Weiß präsentiert uns ihre Beute:
eine Möwenfeder.

Noch während wir uns verblüfft anschauen – was kann an einer Möwenfeder bloß so Aufregendes sein – stürzt sich Katze Schwarz auf die Feder. Katze Weiß versucht, ihre Beute zu verteidigen, doch das schwarze Katzentier ist schneller, schnappt sich das Teil und verschwindet. Katze Weiß stürzt hinterher.
Katze Schwarz knurrt böse und ist nicht gewillt, die Feder wieder herzugeben. Katze Weiß gibt fauchend Kontra.

Das blöde Tier lässt sich von Katze Weiß jeden Futternapf leerfressen und nun will sie sich wegen einer Feder, die sie nicht mal selbst erbeutet hat, ernsthaft mit Katze Weiß prügeln?!?
Nichts da, denke ich mir und schaffe es, Katze Schwarz die Feder abzunehmen, ohne selbst angefallen zu werden. Weg damit!

Den Rest des Abends sitzen die beiden schmollend auf dem Sofa.

Sie sind böse. 
Aber nicht aufeinander. 
Nein – auf mich!

Versteh‘ einer die Katzen …

Oh Schreck, die Katz‘ ist weg – Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß, Vol. 3.3

Dienstag, 26.07.11

So langsam kehrt Routine ein ins Ferienhaus. Während Katze Weiß morgens Wert auf einen Trockenfutter-Snack legt, nimmt Katze Schwarz lediglich einen Alibi-Happen zu sich (Katze Weiß soll bloß nicht glauben, alles Futter wäre ihrs!), bevor sie drängelnd zur Terrassentür flitzt. Die Veranda wird einmal abgegangen, dann nimmt sie ihren Beobachtungsposten an den Steinstufen ein. Katze Weiß gesellt sich etwas später dazu. Da sitzen die beiden dann und lassen sich von erstaunten Spaziergängern beobachten – die Hundeurlauber sind eindeutig derart in der Überzahl, dass jeder angesichts der beiden Katzen erst einmal stutzt. An den Stufen fühlen sie sich sicher und bleiben sitzen, nur im „freien Feld“ lassen sie vorbeigehende Menschen noch zurück auf die Veranda flüchten.

Während des Frühstücks werfen wir immer mal wieder einen Blick zu den Katzen: beide tasten sich langsam weiter vor ins Gras, flüchten jedoch regelmäßig wieder zurück. Alles bestens.
Noch schnell den Tisch abgeräumt, das Geschirr weggestellt und die Platzdecken ausgeschüttelt, dann ein bißchen die Beine vertreten. Katze Weiß trottet herein, prima, also nur noch eben Katze Schwarz geschnappt …
Ich marschiere nach draußen und kann das Tier nirgends entdecken. Mhm. Sie wird doch nicht schon wieder unter dem Auto? Nein, da ist sie nicht. Also rufen wir sie mal. Katze Schwarz hört nämlich auf ihren Namen. Wenn sie sich auch nicht immer einfangen lässt, so kommt sie doch zumindest und zeigt sich kurz. Doch nun: Nichts. Nada. Null.
Mir wird ein wenig mulmig – hat sie sich erschreckt und ist in die falsche Richtung gelaufen? Eigentlich glaube ich nicht daran. Mein Blick fällt auf das dichte Nadelgehölz, das etwas weiter links von der Veranda das Nachbargrundstück von unserer Auffahrt trennt. Schon im letzten Dänemark-Urlaub hat sich Katze Schwarz einen Spaß daraus gemacht, sich im dichtesten Gestrüpp, damals eine üppige Heckenrose, zu verstecken und erst auf die Rufe zu reagieren, nachdem wir sie gefunden hatten. 

Sie wird doch nicht schon wieder? 
Das kann sie doch nicht wirklich?
Doch, vermutlich ist sie. Irgendwo da drin. Ganz hinten. Und wartet. Darauf, dass ihre Menschen sie finden. Ich hasse Katzen. Besonders diese eine.

Ich krieche also zwischen Nadelhaufen und Spinnweben herum und versuche, in der pieksigen Dunkelheit eine schwarze Katze zu finden. Ganz tolle Wurst, kann ich nur empfehlen! 
Zum Glück fühlt sich Katze Schwarz noch nicht sicher genug, um zwischen den Kiefern zu dösen – sonst hätte ich sie wohl nie gefunden. So aber verraten ihre Augen sie und ich scheuche das aufgekratzte Katzentier schimpfend ins Haus.

Bitte nie wieder Verstecken spielen! Gibt auch ein Leckerli extra, flüstere ich ihr ins spinnbewebte Ohr. Das Leckerli hat sie gefressen. 
Genützt hat’s nichts.

Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß, Vol. 3.2

Forts. v. Samstag, 23.07.2011

Wenn man sich die stressige Anfahrt vor Augen führt, stellt sich natürlich die Frage, warum tut Mensch sich und vor allem auch den Katzen an? Die Antwort geben uns die Katzen Schwarz und Weiß persönlich, als sie endlich im Ferienhaus angekommen sind. Kaum ist die Transport-Box geöffnet, steigt Katze Schwarz aus und beginnt, ihre Umgebung zu untersuchen. Dabei ist sie kein bißchen scheu, sabbelt munter vor sich hin und streicht um unsere Beine. Katze Weiß ist etwas zurückhaltender – sobald sie das erste der beiden Schlafzimmer gefunden hat, verschwindet sie unter dem Bett. Als wir jedoch mit dem Ausladen fertig sind und die ersten Taschen auspacken, ist sie schon wieder hervor gekrochen und inspiziert die Schränke.

Da unser Ferienhaus eine geschlossene Veranda besitzt, dürfen Katze Schwarz und Katze Weiß am Abend noch ein bißchen nach draußen. Noch sehr vorsichtig schauen sich die beiden um und flüchten bei jedem ungewohnten Geräusch sofort wieder zurück ins Haus, allerdings nur bis zur Terrassentür. Was mir zeigt, dass das Ferienhaus bereits nach einem halben Tag zur „sicheren Zone“ aufgestiegen ist. Aus schwarz-weißer Sicht ist es nicht mehr notwendig ist, sich unter dem Sofa oder sonstigen Möbel zu verkriechen, um sich außer Gefahr zu fühlen.



Sonntag, 24.07.2011

Die Veranda wird unermüdlich erkundet und dem schwarz-weißen Territorium einverleibt. Vorbeispazierende Menschen sind den beiden jedoch ebenso wie Fahrräder und Autos suspekt und lässt sie zurück an die Tür flüchten. Dennoch entwickelt sich das Katzenleben in Dänemark zu einem recht entspannten Dasein: währ0end Katze Weiß ihre Liebe zum Teppich im Wintergarten auslebt (Roll‘ over, little cat *sing*) wagt Katze Schwarz todesmutig ihren ersten Gang ums ganze Haus. Auf der Rückseite steht unser Auto, bisher nie von größerem Interesse für das schwarze Katzentier. Das ist diesmal anders. Kaum unten drunter, macht Katze Schwarz, gelerige Schülerin der Katze Weiß, erste Anstalten in den Motorraum zu kriechen! Argh! Nur mit Mühe und einem Haufen winziger Kiesel gelingt es mir, sie davon zu überzeugen, ihren Rundgang im Haus fortzusetzen.
Fazit des Tages: in meinem Sündenregister kann ich nun endlich hinter „Stein(ch)en nach Katzen werfen“ einen Haken setzen, dabei habe ich nicht mal getroffen.