Wer reisen will, muss leider auch packen. Meistens jedenfalls.
Und da Katze Weiß und Katze Schwarz mit auf die Reise sollen, gibt es dieses Jahr etwas mehr Gepäck als üblich.
Menschenfrau füllte also lange Listen über die unbedingt absolut benötigten Dinge (Kratzbaum! Bällchen!! Leckerlies!!!) und grübelte lange über die anstehende noch längere Autofahrt Richtung Dänemark.
Denn: Katze Schwarz fährt nicht gerne Auto.
Katze Weiß auch nicht.
Da Katze Weiß jedoch das Temperament eines Sofakissens besitzt, wenn es um Dinge geht, die sie eh nicht ändern kann, hat ihr Anblick einen beruhigenden Einfluss auf Katze Schwarz.
Die Katzenkörbe müssen nur so stehen, dass Katze Schwarz Blickkontakt mit Katze Weiß halten kann, und schon ist alles – ruhig. Kein Maunzen, kein Jammern – nur Schicksalsergebenheit. Auf beiden Seiten. Schön.
Was in einem ansonsten leeren Auto problemlos funktioniert, stellt die Menschenfrau vor kein geringes Problem, als sie nun eines Samstag morgens mit einem riesigen Haufen Taschen, zwei Katzenkörben samt reiseunwilligem Inhalt, einem Kratzbaum und einer Katzentoilette vor dem erstaunlich kleinen Auto steht. (Kofferräume schrumpfen immer vor Urlaubsreisen!)
Nach einigem Hin und Her passt doch alles hinein, die Menschentochter findet hinten auch noch Platz und endlich geht die Reise los.
Beide Katzentiere haben Blickkontakt und sind – so scheint es – halbwegs zufrieden.
An der ersten Ampel (2,5h Fahrtzeit verbleibend):
Menschentochter (im Rucksack wühlend): „Wo ist denn mein MP3-Player?“
Menschenmann (das Auto lenkend): „Hast du eigentlich den Kühlschrank aufgelassen?“
Katze Schwarz (zaghaft):“Mau.“
Katze Weiß (stumm): „…“.
Menschenfrau (ruhig): „Im Rucksack – Ja – Armes Tierchen, guck dir Katze Weiß an, die schläft schon fast.“
Nach 10 Minuten (2h20min Fahrzeit verbleibend):
Menschentochter hat die Kopfhörer eingestöpselt und singt halblaut Pokerface vor sich hin.
Menschenmann dreht am Radio.
Katze Schwarz (leidend): „Muarauuuu!!“
Katze Weiß (mitfühlend):“Mau.“
Menschenfrau (alarmiert): „Hat da eben Katze Weiß gemaut?!?“
Nach 15 Minuten (2h15min Fahrzeit verbleibend):
Menschentochter packt MP3-Player weg.
Menschenmann seufzt demonstrativ am Lenker.
Katze Schwarz (der Panik nahe):“Miuarauuuu!!“
Katze Weiß (leidend): „Mau!“
Menschenfrau nestelt Katzenleckerlies aus Tasche.
Die nächsten 2 Stunden vergehen im gleichbleibenden Muster:
Katze Schwarz: „MMMMIIIAUUU!“
Katze Weiß: „Mau?“
Menschentochter beruhigt Katze Weiß.
Katze Weiß verstummt.
Katze Schwarz wird ruhig.
Kollektives Aufatmen.
Katze Schwarz: „MMMMIIIAUUU!“
Katze Weiß: „Mau?“
*menschliches Zähneknirschen*
Nach 2 Stunden beruhigt sich Katze Schwarz dann endlich und legt sich hin.
Die letzten 15 Minuten Fahrt sind dann doch noch recht angenehm *seufz*
Angekommen, Schlüssel geholt und ab zum Ferienhaus.
Nettes, zweistöckiges Reetdachhäuschen mitten in der Heide. SCHÖN!
Katzen ausgeladen und rein ins Haus.
Rest ausgeladen.
Katzenkörbe aufgesperrt.
Nix rührt sich.
Hat auch keiner ernstlich mit gerechnet.
Schließlich werden die Katzentierchen zwangsgeräumt – schließlich müssen die Örtlichkeiten (Katzenklo!!!) geklärt werden.
Katze Weiß sieht die Fensterfront im Wohnzimmer und ist …
…paralysiert.
Katze Weiß, reine Wohnungskatze, hat noch nie soviel Himmel und Gras auf einmal gesehen. Die große Fensterfront macht ihr Angst.
Vom Katzenklo flitzt sie sofort unter den Ofen daneben.
Katze Schwarz, das Findelkind, ist von der Reise so erledigt, dass sie sich ohne große Umwege sofort zu Katze Weiß unter den Ofen verzieht.
Menschenfrau bekommt Mitleid und zieht das schwarz-weiße Katzenelend unter dem Ofen hervor, damit es sich einen bequemeres Plätzchen sucht – das wird dann unter dem Sofa gefunden. Die erste Mahlzeit in Dänemark nehmen Katze Schwarz und Katze Weiß ebenfalls dort unter dem Sofa ein.
Werden Katze Schwarz und Katze Weiß jemals wieder unter dem Sofa hervor kommen?
Und was hat es mit der ominösen Katzenleine auf sich?
Diesen und anderen Fragen widmen wir uns in der nächsten Folge unserer Serie „Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß!“ 😉