Ich gestehe – ich habe eine zweite Liebe neben meiner schwarz-weißen.
*diskretes Husten aus dem Off*
Ähm … und natürlich meiner Familie. Also im Grunde eine dritte Liebe.
Ich liebe Bücher.
Ganz besonders liebe ich Bücher, die auf die eine oder andere Art ungewöhnlich sind.
Und davon am liebsten sind mir die absolut ungewöhnlichen Bücher für Kinder. Weil die in der Masse der durchschnittlichen „Gelesen-und-sofort-wieder-vergessen-Geschichten“ so besonders wertvoll sind. Finde ich.
Letztens bin ich wieder über so ein Buch gestolpert – „Anna und der Meerschweinchenvampir“ heißt es, geschrieben hat es Christine Goppel und erschienen ist es in der Duden-Erstlesereihe Lesedetektive.
Nun sind Erstlesebücher zwar in der Regel mehr oder weniger liebevoll gestaltet, jedoch selten besonders originell. Nicht so dieses! Schon das Thema ist eher ungewöhnlich: die kleine Anna ist Vampirfan. Am liebsten wäre sie selbst einer, und weil das nicht geht, tut sie so als ob. Ihr Bett hat sie schwarz angemalt und natürlich trägt sie jeden Tag einen schwarzen Umhang – auch zur Schule. Ihre Mitschüler halten sie für etwas merkwürdig, doch nur Paula macht sich offen über sie lustig. Weil Anna niemanden zum Spielen hat, wünscht sie sich einen Vampir als Freund von ihren Eltern. Am nächsten Tag wartet eine Schachtel auf sie:
„Vorsichtig öffnet Anna den Deckel. Und tatsächlich, da sitzt jemand drin. Er ist schwarz. Schwarz wie die Nacht. Seine Zähne sind weiß und scharf und seine Augen blitzen edel und grausam zugleich. Wie bei einem echten Vampir. Ansonsten könnte man ihn fast mit einem Meerschweinchen verwechseln.“
Besagter Meerschweinchen“vampir“ kann nicht nur Tränen mit seiner Meerschweinchenzunge trocknen, sondern darf am Haustiertag auch mit zur Schule. Anna kann mit ihrer fantasievollen Vorstellung des „Herrn Grafen“ bei ihren Mitschülern punkten und löst eine regelrechte Fantasiewelle aus: plötzlich hat auch der harmloseste Papagei eine geheime, fantastische Seite – jedem Mitschüler fällt eine neue märchenhafte Geschichte zu dem eigenen Haustier ein, nur Paula kann nichts weiter zu ihrem Kanninchen sagen, als dass es eben ein stinknormales, langweiliges Kanninchen ist …
Die Geschichte ist nicht nur mit leisem Humor erzählt, sondern auch liebevoll und herrlich schräg von der Autorin selbst illustriert. Schon auf der Titelseite macht sich der Meerschweinchenvampir über eine ahnungslose Tomate her – niedlich, das Vieh!