Erste Frühlingsboten

Frühling läßt sein weißes Fell
(frei nach Eduard Mörike)
 
Frühling läßt sein weißes Fell
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte 

lockten  Katze Weiß recht schnellVeilchen träumen schon,
Wollten balde kommen
Doch, von fern ein dickes Hinterteil setzt sich nieder wie Beton.Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen! 

Eiskalt abserviert

Katze Schwarz steht an der Balkontür und schaut sehnsüchtig nach draußen. Vom Himmel rieseln sachte Schneeflocken und bedecken Tisch, Blumenkübel und Schirmständer mit ihrem weißen Tuch.
So verlockend unberührt. Es bringt Katze Schwarz schier um den Verstand. Die Menschenfrau hat Mitleid und lässt das sehnsüchtige Tier hinaus.
 
Katze Schwarz stürzt sich auf die Schneedecke und tapst ihre Spuren hinein. Sorgfältig wie ein Menschenkind platziert sie ihre Katzentapsen in jede Ecke. Schiebt den Schnee hierhin und dorthin.
Wühlt im Blumenkübel-Schnee.
Formt mit beiden Pfoten kleine Häufchen, die sie dann verzückt durch den Spalt im Boden nach unten wirft.
(Unsere Nachbarn von unten sind Kummer gewohnt)
 
Katze Weiß trottet gemächlich heran und stellt fest, dass Katze Schwarz Spaß hat.
Ohne sie! Welch frevelhaftes Tun! Katze Weiß möchte auch Spaß haben und hoppelt hurtig auf den Balkon. Gemeinsam schieben die Katzen Schwarz und Weiß Schneehäufchen durch die Gegend.
Schließlich hat Katze Weiß genug und setzt sich auf ihren Stuhl. Katze Schwarz turnt auf dem Tisch davor herum und schiebt eifrig mit den Pfoten kleine Schneehügel zusammen, die sie dann vor der Nase der Katze Weiß hinunterstubst. 
Katze Weiß beugt sich interessiert vor.
 
Klatsch! landet ein Schneehäufchen auf ihrem Kopf.
Und zack! hat Katze Schwarz eine mit der Pfote gewischt bekommen.
 
Wenn es um Schnee geht, versteht Katze Weiß einfach keinen Spaß …

Wiedergeburt, die zweite

Katze Weiß ist eine Wiedergeburt – ich glaube, ich erwähnte es bereits.
Unter den vielen abgelebten Leben muss sich auch das einer Wühlmaus befinden.
Schein eine sehr nachhaltige Erfahrung gewesen zu sein, denn auch als Katze lässt das blöde Tier das Graben nicht.
Dass sie mir die Balkonkästen mit schönster Regelmäßigkeit umpflügt, damit kann ich ja schon fast leben. Gut, wird halt nicht selbst gezogen, setzt ich eben großes Grünzeug rein, denn zu viel freie Erde verleitet zum exzessiven Buddeln. Die Erinnerung daran, wie ich einmal mit kleinem Eimerchen bei den Nachbarn klingelte, um die Füllung meines Blumenkastens von ihrem Balkon aufzuklauben, steht mir noch sehr deutlich vor Augen, danke, ich brauche keine Wiederholung.
Dass sie mir das Ginkgo-Bäumchen ausgräbt, konnte ich nur mit einem psychologischen Trick gerade noch verhindern. Ich hab‘ einfach Rasen ausgesät. In den Kübel. Seitdem brauchen wir kein Katzengras mehr.
Der Winter sorgt dann für den Rest, so hoffte ich.
Kübel zum Überwintern auf den Dachboden = Winterschlaf für die Wühlkatzemaus.
Einfache Gleichung. Dachte ich.
Eben fand ich eine Spur aus erdigen Katzentapsen.
Sie führt zum Fensterbrett, wo ein kleines Häufchen Erde leise vor sich hin auf den Teppich rieselt.
Seufz.
Ich geh dann mal meine Handschuhe suchen.

Und den KAKTUS wieder einpflanzen.

Tieffliegende Katzen und andere Freuden der Gartenarbeit

Um es gleich vorweg zu nehmen: wir haben keinen Garten.

Aber wir haben einen Balkon, auf dem so einiges an Grünzeug vor sich hin wuchert.

Neben diversen Kübeln werden jedes Jahr 3 Balkonkästen mit Blumensaat versehen, die ich dann voller Hoffnung an den Balkon hänge und von da an täglich beäuge, ob sich denn schon etwas Grünes zeigt. In den letzten Jahren wurde mein Warten nicht immer belohnt: einige Tauben hatten mein Bemühen irgendwie missverstanden und die Kästen als Frühstücksbuffet zweckentfremdet.
Das hat jetzt ein Ende – seitdem Katze Weiß und Katze Schwarz den Balkon zu ihrer zweiten Heimat erklärt haben, hat sich seltsamerweise keine Taube mehr blicken lassen.

Leider gilt das auch für die Kapuzinerkresse.

Die ersten zarten Pflänzchen hatten sich gerade der Sonne entgegengereckt, da lagen sie auch schon wieder platt am Boden.

Tiefes Grübeln – Tauben mit übergroßen Füßen?!? Wohl eher nicht.

Auf die Lauer gelegt.

Übeltäter auf frischer Tat ertappt:

Katze Weiß.
War ja klar. Hätte ich ja auch gleich drauf kommen können *andiestirnklatsch*
Denn:
Katze Weiß bevorzugt – wie die Fellfarbe andeutet – dunkle Untergründe. Balkonmöbel sind hell. Bleibt ja nur die dunkle Blumenerde übrig …
Zarte Hinweise meinerseits auf die unglücklich gewählte Höhenlage (3. Stock) ignorierte Katze Weiß geflissentlich.

Seitdem hatten wir also vor dem Balkon zwei Blumenkästen voller Kapuzinerkresse und anderem Blühzeugs und einen Blumenkasten voll Katze. Toll.

Bis es dann eines schönen Tages einen gewaltigen Rums gab.
Ein vorsichtiger Blick nach unten bestätigte mir, was ich geahnt hatte:
Absturz aus dem dritten Stock heißt Totalschaden.

Übeltäter?

Katze Schwarz schlief tief und fest.
Katze Weiß hockte unterm Sessel und wusch ihre erdigen Pfoten in Unschuld.

Von da an hatten wir dann schließlich gar keine Blumenkästen mehr hängen. Zur Freude von Katze Weiß haben wir die Kästen zu den Kübeln auf den Boden gestellt, wo das Katzentier dann nach Herzenslust in der Erde wühlen konnte. Bis es anfing, das Ginkgobäumchen auszugraben. Aber DAS ist eine andere Geschichte …