Alles meins!

Dass Katzen ein sehr einnehmendes Wesen haben, davon kann so ziemlich jeder Katzenbesitzer ein Liedchen singen.
Die Katzen Schwarz und Weiß sind da keine Ausnahme.
Alles, wirklich alles, was die Menschenfamilie zu welchem Zwecke auch immer in die Wohnung schleppt, wird von Katze Weiß zunächst einmal als das ihre betrachtet.

Wenn die Laune der Katze Weiß es zuläßt, teilt sie es ganz freiwillig – mit Katze Schwarz.

Es ist dabei vollkommen gleichgültig, ob das Dingens für Katzen überhaupt irgendeinen Gebrauchswert hat. Katze Weiß ist erfinderisch – sie findet schon was. Hauptsache: ihrs!

Also schläft sie natürlich auf den Küchenhandschuhen, denn immerhin sind da ja sogar kleine Katzen draufgedruckt, begutachtet interessiert jeden Blumenstrauß mit der gleichen Begehrlichkeit wie unsereins ein leckeres Buffett, kriecht in jeden Karton rein (egal, ob mit Inhalt oder ohne) und marschiert mit der größten Selbstverständlichkeit in den Kleiderschrank, der eigentlich große, böse Katzen-Tabu-Zone ist. Muss ich noch erwähnen, dass sie selbstverfreilich mitten im Bett, gerne auch auf dem Kopfkissen zu nächtigen wünscht?

Die einzige, hauchdünne Chance, etwas als NICHT-Katzen-Eigentum zu deklarieren, besteht darin, Katze Weiß sofort und konsequent und sofort und im Sekundentakt und sofort von diesem Gegenstand fern zu halten und ihn für den Rest aller Tage irgendwo einzuschließen.
Nach Möglichkeit nicht im Kleiderschrank.

Am Samstag nun schleppte die Menschentochter voller Stolz den lang ersehnten knallroten Sitzsack die vielen Stufen zur Wohnung hoch.
Trug ihn unter den staunenden Augen der Katze Weiß zur Tür hinein.
Platzierte ihn mitten in ihr Zimmer.
Warf sich hinein und war glücklich.
Endlich ein eigener Sitzsack!

Dann setzte sie Katze Weiß drauf.

Katze Weiß hat jetzt einen Sitzsack.
Katze Schwarz durfte auch schon drauf liegen.

Im Juli hat die Menschentochter Geburtstag.
Einen Wunsch hat sie schon…

Nachtgespenster

Nachts.
Menschenfamilie schläft.
Katzentiere schlafen.
Himmlische Ruhe.

Rumpel, Rumpel.
Menschenfrau schrickt aus dem Schlaf.
Sitzt aufrecht im Bett und blinzelt schlaftrunken.
War da was?
Horcht.
Nichts. Himmlische Ruhe.
Menschenfrau legt sich wieder hin.
Dämmert langsam zurück in den Schlaf.

Rumpel. Rumpel.
Menschenfrau sitzt aufrecht im Bett.
Also doch!
Steht auf, geht zum Kleiderschrank.
Macht die Tür unter einigem Gerummse auf.
Menschenmann wacht auf.
Will wissen, was die Menschenfrau da macht, mitten in der Nacht.
Am Kleiderschrank.
Das fragt sich die Menschenfrau mittlerweile auch.
Denn: Himmlische Ruhe.
Keine Katze kommt aus dem Kleiderschrank.
Menschenfrau zuckt mit den Schultern, schließt den Schrank wieder und krabbelt zurück ins Bett.
War wohl doch nur ein Traum.
Kuschelt sich ins Kissen. Gähnt.
Gleitet langsam zurück in den …

… Rumpel, Rumpel. Rumpel!

WAAAH!
Menschenfrau knipst das Licht an und stapft zum Kleiderschrank.
Reißt die Tür auf.
Katze Weiß blinzelt ins helle Licht.
Steigt aus dem Kleiderschrank und verschwindet im Katzenkörbchen.

Frühstück by Katze Weiß

Morgens.
Der Menschenmann weilt bereits im Büro.
Die Menschentochter ist auf dem Weg zur Schule.
Die Menschenfrau sitzt in der Küche bei Tee, Müsli und Zeitungen. Sie hat noch reichlich Zeit, bis auch sie zur Arbeit muss.
Die Sonne scheint durchs Küchenfenster.
Katze Weiß liegt auf der Spüle in der Sonne, die Augen fest geschlossen und schnarcht leise vor sich hin.

Katze Schwarz turnt mit Bällchen durch die Wohnung.
Das Bällchen rollt durch den Türspalt in die Abseite.
Katze Schwarz kommt nicht heran, egal in welche verdrehte Lage sie sich katapultiert.
Menschenfrau hat Mitleid. steht auf und holt das Bällchen heraus.
Dauert keine zwei Sekunden. Höchstens drei.
Geht zurück in die Küche.
Schaut verdutzt auf die leere Müsli-Schale.

Derweil schleckt sich Katze Weiß dezent die letzten Milchtröpfchen aus den Schnurrhaaren.