Dumm gelaufen

Bevor das Familienleben schwarz-weiß bereichert wurde, gab es in unserem Haushalt eine alte Katze – mein Katzentier aus Kindertagen. Madame war sehr eigen (es gibt Menschen, die haben noch heute Alpträume von ihr – die meisten sind zugegebenermaßen Tierärzte, aber nicht alle!) und eigentlich eine Ein-Personen-Katze. Kam ich nach Hause, wollte sie bespielt werden. Zur Schulzeit war das nicht weiter schlimm, aber mit Studium und Berufsleben kam sie doch stets ein Stückchen mehr zu kurz.

Daher die Überlegung: sollten noch einmal Katzen zu uns kommen, dann nur paarweise.

Die Idee, die dahinter steckt, ist eigentlich einleuchtend: zwei Katzen sind nicht so sehr auf einen Menschen fixiert und bespielen sich gegenseitig. Kommt die Familie nach Hause, freuen sich die Katzentiere, sind aber nicht so bespielungshunrig, dass sie einen kaum einen Fuß vor den anderen setzen lassen. Zwei Katzen machen zudem auch nicht mehr Arbeit als eine. Ob ich nun ein Futterschälchen hinstelle oder zwei … Banane. Außerdem kommt der Mann manchmal früher als ich nach Hause, Tochter ist auch noch da – das heißt, Futter gibt’s von vielen Menschen, nicht immer vom selben. Also kann ich vielleicht auch mal ein Wochenende ausschlafen?!

Soviel zur Theorie.

Kommen wir nun zur Praxis.

1. Das Füttern
Ein Morgen wie jeder andere.
Katze Schwarz umschleicht die Menschenfrau. Nicht die Menschentochter und auch nicht den Menschenmann. Nein, die Menschenfrau. Sobald sich die Menschenfrau rührt, beginnt Katze Schwarz begeistert damit, Füße, Haare oder Hände ausdauernd zu beknabbern. Jede Bewegung der Menschenfrau wird mit einem Maunzen bedacht.
Katze Weiß wartet erst mal ab. Ist Katze Schwarz erfolglos oder Katze Weiß zu hungrig, kriecht sie unterstützend unter die Bettdecke, sucht sich ein Stückchen stofffreie Wade und beginnt zu treteln. Manchmal leckt sie auch, bevor sie in die Wade beißt.
Menschenfrau gibt auf und geht die Katzen füttern.

2. Das Spielen
Katze Schwarz will Spielen. Katze Schwarz maunzt. Katze Schwarz bringt Spielzeug. Katze Schwarz springt dir notfalls ins Gesicht – bis auch der letzte Depp kapiert: Katze Schwarz will spielen. Jetzt. Mit dir. Denn Katze Weiß schläft.

Katze Weiß will Spielen. Katze Weiß maunzt. Katze Weiß bringt Spielzeug. Katze Weiß rammt dir notfalls die kalte nasse Katzennase mit einer Wucht unters T-Shirt die an einen Bulldozer erinnert – bis auch der letzte Depp kapiert: Katze Weiß will spielen. Jetzt. Mit dir. Denn Katze Schwarz schläft.

Noch Fragen?

Messer, Schere, Kerzenlicht sind für kleine Pfoten nicht

Katze Weiß ist eine Wiedergeburt.

In ihrem früheren Leben war sie Feuerwehrmann.
Und weil alte Gewohnheiten manchmal schwer abzulegen sind, wird sie auch in Katzengestalt von dem einen großen Ziel angetrieben: jedes Feuer zu löschen, dessen sie habhaft werden kann.

Davon gibt es mehr als man zunächst annehmen würde. Jede Kerze, und sei sie noch so klein, wird unnachgiebig mit den Pfoten ausgestupst.

Da Katze Weiß zwar eine tüchtige, aber auch eine sehr haarige Feuerwehr abgibt, haben wir letztes Jahr schweren Herzens in der Vorweihnachtszeit auf Kerzen und Adventskranz verzichtet.

Leider nur mit mäßigem Erfolg.

Katze Weiß hat eine Ersatzdroge gefunden: das Teelicht.
Im Stövchen.
Mit voller Teekanne drauf. Kaum ein Flämmchen war zu sehen.
Trotzdem hat sie es geschafft, mit der Pfote von der Seite auf das Teelicht zu stupsen. Und sich das ganze flüssige Wachs ins Fell zu kleckern.
Katze Weiß hat viel Fell.

Wir haben dann angeregte 15 Minuten damit verbracht, dem Katzentier Wachsklümpchen aus dem Bauchfell zu schneiden.

Ab heute bleibt der Tee kalt.

Deckel, Deckel, du musst wandern oder „Uuups!“, sagte die Katze

Katze Schwarz langweilt sich.

Katze Weiß schläft demonstrativ in der Hängematte und weigert sich, von irgendetwas Kenntnis zu nehmen. Die Pfotenstubserei von Katze Schwarz lässt sie stur über sich ergehen, ohne auch nur mit dem Ohr zu zucken.
Irgendwann versteht auch Katze Schwarz: Katze Weiß schläft.

Katze Schwarz langweilt sich.
Sie springt auf die Fensterbank im Kinderzimmer und stupst ein Haargummi hinunter.
Guckt hinterher.
Das Haargummi liegt auf dem Fußboden und rührt sich nicht.
Katze Schwarz langweilt sich.

Menschentochter spielt draußen.
Menschenmann weilt noch im Büro.
Menschenfrau arbeitet. Zuhause, am Computer.

Katze Schwarz langweilt sich.

Menschenfrau tippt demonstrativ am PC und weigert sich, von irgendetwas Kenntnis zu nehmen. Die Pfotenstubserei von Katze Schwarz lässt sie mit zusammengebissenen Zähnen über sich ergehen, nur in ihrem Gesicht zuckt es dann und wann.
Irgendwann versteht auch Katze Schwarz: Menschenfrau tippt.

Katze Schwarz langweilt sich.
Sie springt auf den Telefonschrank und stupst den Autoschlüssel hinunter.
Guckt hinterher.
Der Autoschlüssel liegt auf dem Fußboden und rührt sich nicht.
Katze Schwarz langweilt sich.

Menschenfrau braucht eine Pause. Und eine Kanne Tee. *Und ein Pflaster, aber das gehört nicht hierher* Also geht sie in die Küche, spült die Kanne aus und setzt Wasser auf.

Katze Schwarz langweilt sich und läuft hinterher.

Menschenfrau läuft wieder aus der Küche.

Katze Schwarz langweilt sich.
Sie springt auf die Spüle und stupst den Spülbeckenstöpsel hinunter.
Guckt hinterher.
Der Spülbeckenstöpsel liegt auf dem Fußboden und rührt sich nicht.
Katze Schwarz langweilt sich.
Katze Schwarz stupst den Teekannendeckel hinunter.
Guckt hinterher.
Der Deckel zerspringt klirrend in 1000 Scherben.
Katze Schwarz wundert sich.

Menschenfrau fegt fluchend Scherben zusammen.

Katze Schwarz geht schlafen.