„Irgendjemand hier hat eine Katze!“

oder Homeoffice in Schwarz-Weiß

Corona. Homeoffice. Videokonferenz*.

Viel Gerede, rauchende Köpfe – Miau! – Softwareumstellung – Miau! – Projekt – Maumiau! -Fortschritt, Problem – Mrau – gewälze, Sackgasse – Miau!

Zwei Stunden intensiver – Miau! – Austausch.

Katze Schwarz hat jetzt Fans in München.

*Ohne Bild, aber mit viel Ton. Miau!

Knappe Sache

Katze Schwarz ist ein eifriges Tier. Beschleunigt von 0 auf 100 in weniger als 2 Sekunden. Eben noch Tiefschlaf, zack sitzt sie neben einem, weil man halt gerade die Dose mit der Teewurst geöffnet hat. Die Instinkte der Katze Schwarz schlafen nie.

Das musste auch eine unvorsichtige Blaumeise am eigenen Leib erfahren. Eben noch flattert sie sorglos vor sich hin – und zack, ein Rumms, und das Vögelchen hängt in der schwarzen Katzenschnauze.

Katze Schwarz macht sich eilig auf, ihren Fang in Sicherheit zu bringen. Der piepst einmal schwach seinen Protest in die Welt hinaus und ruft damit die Menschenfrau und Katze Weiß auf den Plan. Während Katze Schwarz noch versucht, Katze Weiß zu umgehen, die der Jagdbeute der Katze Schwarz grundsätzlich recht aufgeschlossen gegenüber steht – zu aufgeschlossen, wenn es nach Katze Schwarz geht – arbeitet sich die Menschenfrau von der anderen Seite an die umherschleichende Katze Schwarz heran.

Es gibt ja zu Hauf diese Berichte von gerührt-angeekelten Katzenbesitzern, die davon erzählen, wie ihnen das Katzentier freudestrahlend Beutetiere als Geschenk vor die Füße legt. Katze Schwarz ist da nicht ganz so sentimental. Sie hält nicht viel von Geschenken. Ihre Beute hat sie selbt erlegt und möchte sie auch – bitteschön! – selbst verspeisen. Katze Weiß möge sich das bitte endlich hinter die weißen Puschelohren schreiben.

Gleiches möge gefälligst auch für die Menschenfrau gelten, doch die ist noch unhöflicher als Katze Weiß und klemmt sich die Katze Schwarz samt Beute zwischen die Füße. wo sie das widerwillige Katzentier nötigt, die Blaumeise loszulassen. Die ist arg zerrupft und kann gerade mal zweimal hilflos mit den Flügeln flattern, da stürzt auch schon Katze Weiß heran. Die Menschenfrau hätte jetzt gern 8 Arme, mindestens, schafft es aber irgendwie, zwei komplett durchgedrehte Katzen auf Abstand zu halten, während sich eine geschockte Blaumeise an ihren Finger krallt und nicht den Eindruck erweckt, diesen irgendwann in nächster Zeit wieder loslassen zu wollen. Wer könnte es ihr verdenken.

Mit Mühe kämpft sich die Menschenfrau den Weg auf den Balkon frei. Dort überredet sie die Blaumause dazu, sich doch lieber an einen Rest Löwenmäulchen im Blumenkasten zu klammern, nimmt ihren Finger und zwei enttäuschte Katzen mit hinein und schließt die Tür fest hinter sich zu.

Die nächsten Minuten kleben die Katzen Schwarz und Weiß förmlich an der Scheibe. Die Blaubmeise braucht etwas mehr als 5 Minuten, um sich zu berappeln. Schließlich schüttelt sie sich, plustert sich ein ein wenig zurecht und fliegt davon.

Frühlingserwachen

Der erste sonnige Tag seit langem. Endlich lässt sich der nahende Frühling tatsächlich erahnen. Die Katzen Schwarz und Weiß sind entsprechend von der Rolle. Energiegeladen wie lange nicht mehr jagen sich die beiden den deckenhohen Kratzbaum rauf und runter und toben durch die Räume. Die Nachbarn müssen glauben, wir halten eine Herde Minipferde in der Wohnung. Schließlich kommen sie doch wieder zur Ruhe und liegen entspannt in der Sonne, während sich kleine Wölkchen feiner Katzenhaare über die Teppiche verteilen … Die nächsten Tage sind grau, kalt und stürmisch, und die Katzen Schwarz und Weiß fallen zurück in ihre Winterlethargie. Aber nicht für lange. Am Wochenende schaut die Sonne mal wieder um die Ecke. Während Katze Weiß faul die Wärme genießt, ist Katze Schwarz emsigst beschäftigt: die Hyazinthen und Tulpen grünen und so rupft sie ein grünes Sträußchen und trägt es mir fein säuberlich Halm für Halm vor die Füße. Garniert wird der Frühlingsgruß dann noch mit einem Pfauenauge, denn: Katze Schwarz hat einen Sinn für Ästhetik.
Und für Gesundheit.
Nur für Poesie, dafür hat sie nichts übrig.
Weswegen sie denn auch das (giftige) Grün verschmäht und sich stattdessen den (schönen) Schmetterling einverleibt.

Tilias Bauernregel Nr. 1:
Frisst den Schmetterling die Katze, spürt den Frühling sie in der Tatze

(Vielleicht lassen wir das mit der Poesie doch lieber …)

Neustart, die dritte

Still war’s die letzten Monate. Was keineswegs am schwarz-weißen Chaos lag. Obwohl die Katzen Schwarz und Weiß allmälich in gesetztere Altersklassen kommen, ist der Entdeckerdrang ungebrochen. Besonders spannend ist es zu beobachten, wie viel sich Katze Weiß von Katze Schwarz abgeguckt hat – und umgekehrt! Katze Weiß schnattert mittlerweile fast so viel wie die schwarze  Quasseltasche, und Katze Schwarz entwickelt immer stärker das Bedürfnis nach Körperkontakt. Wenn man bedenkt, dass sie sich die ersten Monate grundsätzlich und allerhöchsten neben einen gelegt hat, und es tatsächlich Jahre gedauert hat, bis sie – für wenige Minuten! – auf den Schoß kletterte, dann ist es noch einmal so schön, dass es abends bei uns immer öfter so ausschaut: 

Ihr versteht also hoffentlich, dass ich gerade zu gar nichts komme. Außer zu lesen. Und meinen eingeschlafenen Füßen nachzutrauern. 🙂
Bald geht es weiter – Katzenpfote drauf!

Genießer unter sich

Katze Weiß ist nicht nur eine Diva, sondern auch eine wahre Kennerin des Guten Lebens. Mit untrüglichem Stilempfinden liegt sie malerisch mitten im Weg, auf dem Tisch oder auch mal im Schuhregal. Zeig ihr eine Wohnung, und sie zeigt dir den besten Platz zum Faulenzen Entspannen. 
Katze Schwarz musste das erst mühsam lernen, doch sie ist ist ein gelehriges Katzentier und Katze Weiß eine wahre Meisterin des echten „Wohnungskatzen-Way-of-Life“. In ihren fünf gemeinsamen Jahren konnte Katze Schwarz nach und nach mehrere neue Perspektiven des wohligen Dösens kennen und schätzen lernen: auf dem Bett, auf Sesseln, in der Sonne, auf menschlichen Beinen … 
Den absoluten Höhepunkt konnte Katze Weiß ihr jedoch erst nach einigen Jahren nahe bringen: das Dösen unter der Wolldecke. Jahrelang schlief Katze Weiß ab einer gewissen Außenkälte grundsätzlich unter der Wolldecke auf dem Sofa (was natürlich den Zweck der Decke – das Sofa vor Katzenhaaren zu schützen – irgendwie ad absurdum führte, aber egal), während Katze Schwarz neben ihr auf der Decke schlummerte. Bis sie sich irgendwann traute, Katze  Weiß hinterherzuschlüpfen. Seitdem kann man keine Wolldecke mehr auf dem Sofa ausbreiten, ohne dass Katze Schwarz versucht, drunter zu kommen. Die Decke selbst ist ihr dabei immer etwas unheimlich, man muss sie ihr ein wenig hochhalten, sonst traut sie sich nicht so richtig. Mittlerweile fordert sie ihr Recht auf einen Platz unter der Decke keck und selbstbewusst ein; reagiert die Menschenfrau auf zartes Gekralle an der Decke nicht in angemessener Geschwindigkeit wird schon mal ungehalten gemaunzt. 
Katze Weiß stört es nicht, die Decke zu teilen. Sie findet immer genügend Platz. Katze Schwarz hingegen teilt schon mal das menschliche Schicksal und findet sich urplötzlich der Decke beraubt und an den Sofarand gedrängt wieder. 
Willkommen im Club, denkt sich die Menschenfrau nicht ohne eine kleine Spur von Schadefreude, und rettet das schwarze Tier vor dem Absturz.
Genießen kann sie jetzt, „Diva sein“ hingegen muss Katze Schwarz noch lernen.