Advent

Advent ist, wenn Katze Schwarz des Nächtens sämtliche (!) Geschenkbänder vom Arbeitszimmer quer durch den Flur in die Küche und um jedes erreichbare Stuhlbein wickelt. 
Jeden Morgen freut sich die Menschenfrau ein Loch in den Bauch, friemelt alles wieder ab, rollt jede Schnüre auf, pflückt die Katze vom Bein und packt alles wieder weg.
Und jeden Morgen sind die Schnüre ein Stückchen kürzer. Am 24. ist vermutlich nichts mehr übrig. Und was habt ihr so für Adventskalender?

Eine unendliche Geschichte

Katze Schwarz liebt Bällchen.

Stundenlang turnt das Katzentier in allerlei merkwürdigen Verrenkungen hinter dem Bällchen her.
Es gibt nur eine Sache, die Katze Schwarz mehr liebt als Bällchen: die Bällchen-Jagd. Je wilder, desto besser!

Wenn die Bällchen-Jagd starten soll, legt Katze Schwarz das Bällchen ab und wartet.
Die Menschenfrau wirft das Bällchen von der Küche quer durch den Flur ins Wohnzimmer.

Katze Schwarz hechtet hinterher, hat nur noch Augen für das Bällchen.
Verfehlt den Türrahmen um haaresbreite,
rast Katze Weiß gnadenlos über den Haufen –
und schnappt sich das Bällchen (möglichst noch im Fluge).
Bringt es – schwuppdiwupp – wieder zurück.
Spuckt es der Menschenfrau vor die Füße.
Bereit für die nächste Runde.

Nach dem zehnten Mal verliert die Menschenfrau allmählich die Lust.
Katze Weiß wirkt auch schon leicht gereizt.
Doch Katze Schwarz hat noch immer nicht genug.
Schleppt Bällchen an und spuckt es der Menschenfrau vor die Füße.
Oder in den Abwasch.
Oder auf die Zeitung.
Oder in die Brotdose – der Möglichkeiten sind viele, und Katze Schwarz testet sie alle.

Die Menschenfrau mag wirklich nicht mehr werfen.
Katze Schwarz will das nicht einsehen. Sie quengelt.
Wie kann die Menschenfrau das Bällchen übersehen!
DA! LIEGT! ES! DOCH!

Katze Schwarz jammert, drängelt, zetert und quäkt.
Sie zerrt an Hosenbein und Ärmel.
WIRF! sagt ihr Blick.

Katze Weiß nutzt die Gelegenheit, ihren reichlich derangierten Pelz aus der Gefahrenzone zu tragen und verzieht sich ins Kinderzimmer.

Die Menschenfrau wirft das Bällchen.

Katze Schwarz sitzt in der Küche und sieht dem kleinen Hüpfer hinterher.
Die Menschenfrau atmet auf – endlich mag auch das Katzentier nicht mehr – und widmet sich wieder dem Abwasch.
Katze Schwarz schlendert davon.

Sie muss nur schnell mal was holen:

Oh Schreck, die Katz‘ ist weg – Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß, Vol. 3.3

Dienstag, 26.07.11

So langsam kehrt Routine ein ins Ferienhaus. Während Katze Weiß morgens Wert auf einen Trockenfutter-Snack legt, nimmt Katze Schwarz lediglich einen Alibi-Happen zu sich (Katze Weiß soll bloß nicht glauben, alles Futter wäre ihrs!), bevor sie drängelnd zur Terrassentür flitzt. Die Veranda wird einmal abgegangen, dann nimmt sie ihren Beobachtungsposten an den Steinstufen ein. Katze Weiß gesellt sich etwas später dazu. Da sitzen die beiden dann und lassen sich von erstaunten Spaziergängern beobachten – die Hundeurlauber sind eindeutig derart in der Überzahl, dass jeder angesichts der beiden Katzen erst einmal stutzt. An den Stufen fühlen sie sich sicher und bleiben sitzen, nur im „freien Feld“ lassen sie vorbeigehende Menschen noch zurück auf die Veranda flüchten.

Während des Frühstücks werfen wir immer mal wieder einen Blick zu den Katzen: beide tasten sich langsam weiter vor ins Gras, flüchten jedoch regelmäßig wieder zurück. Alles bestens.
Noch schnell den Tisch abgeräumt, das Geschirr weggestellt und die Platzdecken ausgeschüttelt, dann ein bißchen die Beine vertreten. Katze Weiß trottet herein, prima, also nur noch eben Katze Schwarz geschnappt …
Ich marschiere nach draußen und kann das Tier nirgends entdecken. Mhm. Sie wird doch nicht schon wieder unter dem Auto? Nein, da ist sie nicht. Also rufen wir sie mal. Katze Schwarz hört nämlich auf ihren Namen. Wenn sie sich auch nicht immer einfangen lässt, so kommt sie doch zumindest und zeigt sich kurz. Doch nun: Nichts. Nada. Null.
Mir wird ein wenig mulmig – hat sie sich erschreckt und ist in die falsche Richtung gelaufen? Eigentlich glaube ich nicht daran. Mein Blick fällt auf das dichte Nadelgehölz, das etwas weiter links von der Veranda das Nachbargrundstück von unserer Auffahrt trennt. Schon im letzten Dänemark-Urlaub hat sich Katze Schwarz einen Spaß daraus gemacht, sich im dichtesten Gestrüpp, damals eine üppige Heckenrose, zu verstecken und erst auf die Rufe zu reagieren, nachdem wir sie gefunden hatten. 

Sie wird doch nicht schon wieder? 
Das kann sie doch nicht wirklich?
Doch, vermutlich ist sie. Irgendwo da drin. Ganz hinten. Und wartet. Darauf, dass ihre Menschen sie finden. Ich hasse Katzen. Besonders diese eine.

Ich krieche also zwischen Nadelhaufen und Spinnweben herum und versuche, in der pieksigen Dunkelheit eine schwarze Katze zu finden. Ganz tolle Wurst, kann ich nur empfehlen! 
Zum Glück fühlt sich Katze Schwarz noch nicht sicher genug, um zwischen den Kiefern zu dösen – sonst hätte ich sie wohl nie gefunden. So aber verraten ihre Augen sie und ich scheuche das aufgekratzte Katzentier schimpfend ins Haus.

Bitte nie wieder Verstecken spielen! Gibt auch ein Leckerli extra, flüstere ich ihr ins spinnbewebte Ohr. Das Leckerli hat sie gefressen. 
Genützt hat’s nichts.

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den nächsten Katzenbesitzer

Montag morgen.
5 Minuten, bevor die Menschenfrau dringend zur Arbeit aufbrechen muss.
Katze Schwarz tänzelt heran.

Die Menschenfrau ist in die Zeitung vertieft. Will diesen Artikel schnell noch zuende lesen. 
Katze Schwarz hüpft auf den Tisch. 
Gurrt die Menschenfrau an.
Wird ignoriert.
 
Verlixt, jetzt muss die Menschenfrau aber wirklich los.
Schade um den Cappuccino, den schafft sie jetzt leider nicht mehr. 
Katze Schwarz will kuscheln. Kommt selten vor. 
Aber jetzt muss sie ganz dringend ein paar Streicheleinheiten haben.
Wird ignoriert.

Die Zeit reicht gerade noch für einen Schluck Cappuccino.
Die Menschenfrau greift zur Tasse.
Katze Schwarz will Köpfchen reiben.

Es kommt, wie es kommen muss: 
Katze Schwarz erwischt die Tasse.
Die Tasse erwischt die Menschenfrau.
Autsch, war der Cappuccino heiss!