Die Jagdsaison ist eröffnet. Hrmpf.
Schlau gedacht ist nicht immer schlau gemacht …
Abenteuerspielplatz Wohnung oder Renovieren mit Katzen
Wohnungskatzen sind deutlich häufiger von Langeweile bedroht als freilaufende Katzen.
Als treusorgende Katzenhalter sind wir natürlich bemüht, den Damen Schwarz und Weiß möglichst viel Abwechslung zu bieten und haben schon einige Projekte erfolgreich durchgeführt:
- eine Tanne im Wohnzimmer aufstellen und möglichst viel Glitzerkram dranhängen
- kleine Nester aus Papiergras überall in der Wohnung verteilen und lustige Schokobällchen zum Kegeln hineinlegen
- lustige Wettrennen durch’s Treppenhaus
- Schnürsenkel jagen
- Expedition in polare Kühlschrankregionen
- Abenteuerurlaub in Dänemark
Bisher haben die beiden unsere Projekte immer sehr wohlwollend angenommen, trotzdem waren wir sehr gespannt, wie das aktuelle Projekt „Renovierung des Kinderzimmers“, geplant für den Zeitraum Samstag bis Mittwoch, wohl bei der Katzenbevölkerung ankommt.
Besondere Schwierigkeit: Katze Weiß hat ein Handwerker-Trauma.
Weswegen sie stets mißtrauisch wird, sobald wir anfangen, uns irgendwie merkwürdig zu benehmen.
Wir haben diese Herausforderung dennoch angenommen und beschlossen, das Projekt im Namen des Kampfes gegen die Langeweile durchzuführen.
Phase 1: Samstag & Sonntag
Zum Leidwesen der Katze Weiß haben wir uns sehr merkwürdig benommen.
Wir haben alle Möbel aus dem Kinderzimmer geräumt.
Und dann haben wir die Tapenten von den Wänden gerissen.
Das hat Katze Weiß schwer irritiert – SIE darf das nie …
Das Möbelwirrwarr in der Wohnung fand sie auch nicht so doll – das weiße Katzentier ist offenbar ein ordnungsliebendes Gewohnheitstierchen.
Katze Schwarz hingegen war hingerissen! Und wuselte überall dazwischen und darunter und drüber und zurück. Aaaarrrgh!
Irgendwann abends tauchte sie aus irgendeiner Ecke auf und hatte ein komplett weiß eingestaubtes Ohr. Ich will gar nicht wissen, was sie angestellt hat, um das zu schaffen.
Der Enthusiasmus der Katze Schwarz schien ansteckend zu sein, denn Katze Weiß verbrachte den Abend damit, diverse kleinere bis mittlere Lawinen in den verstellten Möbeln auszulösen.
Immerhin fiel nichts in die Glasvitrine. Die Katze lehrt dem Menschen Bescheidenheit.
Abenteuerfaktor: 80%
Phase 2: Montag bis Mittwoch
Der Montag zeigte dann, dass das Mißtrauen der Katze Weiß berechtigt war – die Maler rückten an. Katze Weiß verschwand in einer Staubwolke und ward nicht mehr gesehen. Katze Schwarz hielt zunächst ebenfalls Abstand, doch dann kam die Frühstückspause. Die Maler packten die Brote aus und für Katze Schwarz gab’s kein Halten mehr.
In den folgenden Tagen verbrachte ich spannende Stunden damit, Katze Schwarz von den Malern fernzuhalten und gleichzeitig im Labyrinth aus Möbeleinzelteilen Katze Weiß ausfindig zu machen, während Katze Schwarz um mich herumturnte.
Als ein Lieblingsschlafplatz beider Katzen stellte sich übrigens die gefüllte Socken-Schublade des zerlegten Kleiderschranks heraus. Weswegen die Tochter jetzt mit ziemlich haarigen Füßen herumläuft. Frodo läßt grüßen.
Außerdem: Think positive – es hätte auch die Schublade mit der Unterwäsche treffen können.
Man wird bescheiden, so als Katzenbesitzer.
Bis Mittwoch dauerten die Arbeiten der Handwerker an, und es wurmte die Damen Schwarz und Weiß zusehends mehr, dass sie nicht in das Zimmer durften, in dem es so verdächtig rumorte.
Wobei Katze Weiß ihre Neugier natürlich erst lange nachdem die Maler weg waren auslebte.
Dafür dann aber mit unglaublicher Ausdauer.
Kennt ihr das Geräusch quietschender Katzenpfoten auf lackiertem Holz?
*zähneknirsch*
Abenteuerfaktor: 95 %
Phase 3: Zimmereröffnung
Offenbar sind Katzen von gestreiften Tapeten leicht irritiert. Nun gut. Wieder was gelernt. Sind ja zum Glück nur zwei Wände. Den Teppich fanden beide nett, aber so ganz leer hat sie das Zimmer nicht wirklich interessiert.
Zum Glück ging das Einräumen der Möbel recht flott und ich habe es sogar geschafft, keine Katze mit zu verbauen. Das Bettenbeziehen war allerdings ein echter K(r)ampf und ein Thema für sich.
Jetzt fehlt nur noch ein bißchen Kleinkram – Gardinenstange anbringen und so – und dann ist die Renovierung abgeschlossen.
Katze Weiß inspiziert seit gestern ausgiebigst die neuen Klettermöglichkeiten, die sich durch eine veränderte Möbelaufstellung ergeben haben (von Schreibtisch auf den Kleiderschrank – mir schwant Übles), während Katze Schwarz die Nacht damit verbrachte, auf dem Sitzsack herumzuhopsen und den Schreibtisch abzuräumen.
Heute morgen haben sich die beiden dann stundenlang gegenseitig unter’s Bett gejagt.
Abenteuerfaktor 98%
Mission erfüllt.
Alles meins!
Dass Katzen ein sehr einnehmendes Wesen haben, davon kann so ziemlich jeder Katzenbesitzer ein Liedchen singen.
Die Katzen Schwarz und Weiß sind da keine Ausnahme.
Alles, wirklich alles, was die Menschenfamilie zu welchem Zwecke auch immer in die Wohnung schleppt, wird von Katze Weiß zunächst einmal als das ihre betrachtet.
Wenn die Laune der Katze Weiß es zuläßt, teilt sie es ganz freiwillig – mit Katze Schwarz.
Es ist dabei vollkommen gleichgültig, ob das Dingens für Katzen überhaupt irgendeinen Gebrauchswert hat. Katze Weiß ist erfinderisch – sie findet schon was. Hauptsache: ihrs!
Also schläft sie natürlich auf den Küchenhandschuhen, denn immerhin sind da ja sogar kleine Katzen draufgedruckt, begutachtet interessiert jeden Blumenstrauß mit der gleichen Begehrlichkeit wie unsereins ein leckeres Buffett, kriecht in jeden Karton rein (egal, ob mit Inhalt oder ohne) und marschiert mit der größten Selbstverständlichkeit in den Kleiderschrank, der eigentlich große, böse Katzen-Tabu-Zone ist. Muss ich noch erwähnen, dass sie selbstverfreilich mitten im Bett, gerne auch auf dem Kopfkissen zu nächtigen wünscht?
Die einzige, hauchdünne Chance, etwas als NICHT-Katzen-Eigentum zu deklarieren, besteht darin, Katze Weiß sofort und konsequent und sofort und im Sekundentakt und sofort von diesem Gegenstand fern zu halten und ihn für den Rest aller Tage irgendwo einzuschließen.
Nach Möglichkeit nicht im Kleiderschrank.
Am Samstag nun schleppte die Menschentochter voller Stolz den lang ersehnten knallroten Sitzsack die vielen Stufen zur Wohnung hoch.
Trug ihn unter den staunenden Augen der Katze Weiß zur Tür hinein.
Platzierte ihn mitten in ihr Zimmer.
Warf sich hinein und war glücklich.
Endlich ein eigener Sitzsack!
Dann setzte sie Katze Weiß drauf.
Katze Weiß hat jetzt einen Sitzsack.
Katze Schwarz durfte auch schon drauf liegen.
Im Juli hat die Menschentochter Geburtstag.
Einen Wunsch hat sie schon…
Es fliegen die Fetzen
Aus Richtung Flur ertönt ein seltsames Quaken, das verdächtig nach Katze Schwarz klingt.
Die Menschenfrau geht nachschauen.
Wird auf dem Weg erst von Katze Schwarz angerempelt und in der nächsten Sekunde von Katze Weiß beinahe niedergetrampelt.
Zwei Schritte später gleiches Spiel, nur in umgekehrter Reihenfolge.
Es folgt der übliche Tanz:
Katze Schwarz wirft sich auf Katze Weiß.
Katze Weiß rollt sich auf den Rücken und klammert sich an Katze Schwarz fest.
Und dann wird gerupft.
Katze Schwarz gewinnt mit 3:2
Ich geh‘ dann mal staubsaugen.




