Die spinnen, die Menschen! Oder: Renovieren mit Katzen für Fortgeschrittene

Die Herbstferien sind da und das bedeutet: Das Renovieren geht wieder los, juhu… Diesmal muss das Schlafzimmer dran glauben, was heißt, dass ich die letzten Tage schon fleißig den Schrank ausgeräumt habe. Katze Weiß fand’s toll – endlich durfte sie ungestört auf dem gefütterten Cordmantel mit Fellimitat-Kragen schlafen (…fragt nicht…), natürlich IM Schrank. Jetzt ist der Mantel im Müll, der Schrank zerlegt und Katze Weiß schmollt. Das Leben ist hart.

Gestern haben wir das Schlafzimmer komplett ausgeräumt. War echt spaßig, einen Vollholzschrank auseinanderzunehmen, während eine weiße Puschelkatze um einen herum schleicht und wirklich jede sich bietende Gelegenheit nutzt, irgendwo reinzukriechen, wo sie erstens absolut nichts verloren hat, sich zweitens von oben bis unten vollstaubt und drittens die maximale Störwirkung erzielt. Habt ihr schon mal versucht, im Schubkasten eine Schraube aufzudrehen, während eine Katze auf der Schraube liegt und den Schraubendreher für ein neckisches Spielzeug hält?

Katze Weiß hatte jedenfalls Spaß.

Katze Schwarz verbrachte den Morgen wie immer auf dem Balkon und bekam unsere Ausräum-Aktion überhaupt nicht mit. Wir waren gerade fertig, da schlenderte sie nichts ahnend ins Zimmer und blieb mit einem Mal wie angewurzelt stehen… Hat sie schwer geschockt, das leere Zimmer. Das war unsere Rache für sämtliche morgendliche „Da ist ein Fuß unter der Decke und ich beiß mich dran fest“-Attacken der letzten 12 Monate.

Heute Morgen waren sie alle beide verschwunden, kaum dass die Maler geklingelt hatten. Der Schock saß aber nicht besonders tief:
Zur Zeit jagen sich die beiden unter und über die Papierbahnen, mit denen die Maler den Flur ausgelegt haben. Sind halt schon echte Renovierungs-Profis, die zwei!

Abenteuerspielplatz Wohnung oder Renovieren mit Katzen

Wohnungskatzen sind deutlich häufiger von Langeweile bedroht als freilaufende Katzen.

Als treusorgende Katzenhalter sind wir natürlich bemüht, den Damen Schwarz und Weiß möglichst viel Abwechslung zu bieten und haben schon einige Projekte erfolgreich durchgeführt:

  • eine Tanne im Wohnzimmer aufstellen und möglichst viel Glitzerkram dranhängen
  • kleine Nester aus Papiergras überall in der Wohnung verteilen und lustige Schokobällchen zum Kegeln hineinlegen
  • lustige Wettrennen durch’s Treppenhaus
  • Schnürsenkel jagen
  • Expedition in polare Kühlschrankregionen
  • Abenteuerurlaub in Dänemark

Bisher haben die beiden unsere Projekte immer sehr wohlwollend angenommen, trotzdem waren wir sehr gespannt, wie das aktuelle Projekt „Renovierung des Kinderzimmers“, geplant für den Zeitraum Samstag bis Mittwoch, wohl bei der Katzenbevölkerung ankommt.

Besondere Schwierigkeit: Katze Weiß hat ein Handwerker-Trauma.
Weswegen sie stets mißtrauisch wird, sobald wir anfangen, uns irgendwie merkwürdig zu benehmen.
Wir haben diese Herausforderung dennoch angenommen und beschlossen, das Projekt im Namen des Kampfes gegen die Langeweile durchzuführen.

Phase 1: Samstag & Sonntag
Zum Leidwesen der Katze Weiß haben wir uns sehr merkwürdig benommen.
Wir haben alle Möbel aus dem Kinderzimmer geräumt.
Und dann haben wir die Tapenten von den Wänden gerissen.
Das hat Katze Weiß schwer irritiert – SIE darf das nie …
Das Möbelwirrwarr in der Wohnung fand sie auch nicht so doll – das weiße Katzentier ist offenbar ein ordnungsliebendes Gewohnheitstierchen.
Katze Schwarz hingegen war hingerissen! Und wuselte überall dazwischen und darunter und drüber und zurück. Aaaarrrgh!
Irgendwann abends tauchte sie aus irgendeiner Ecke auf und hatte ein komplett weiß eingestaubtes Ohr. Ich will gar nicht wissen, was sie angestellt hat, um das zu schaffen.

Der Enthusiasmus der Katze Schwarz schien ansteckend zu sein, denn Katze Weiß verbrachte den Abend damit, diverse kleinere bis mittlere Lawinen in den verstellten Möbeln auszulösen.
Immerhin fiel nichts in die Glasvitrine. Die Katze lehrt dem Menschen Bescheidenheit.

Abenteuerfaktor: 80%

Phase 2: Montag bis Mittwoch
Der Montag zeigte dann, dass das Mißtrauen der Katze Weiß berechtigt war – die Maler rückten an. Katze Weiß verschwand in einer Staubwolke und ward nicht mehr gesehen. Katze Schwarz hielt zunächst ebenfalls Abstand, doch dann kam die Frühstückspause. Die Maler packten die Brote aus und für Katze Schwarz gab’s kein Halten mehr.

In den folgenden Tagen verbrachte ich spannende Stunden damit, Katze Schwarz von den Malern fernzuhalten und gleichzeitig im Labyrinth aus Möbeleinzelteilen Katze Weiß ausfindig zu machen, während Katze Schwarz um mich herumturnte.
Als ein Lieblingsschlafplatz beider Katzen stellte sich übrigens die gefüllte Socken-Schublade des zerlegten Kleiderschranks heraus. Weswegen die Tochter jetzt mit ziemlich haarigen Füßen herumläuft. Frodo läßt grüßen.
Außerdem: Think positive – es hätte auch die Schublade mit der Unterwäsche treffen können.
Man wird bescheiden, so als Katzenbesitzer.

Bis Mittwoch dauerten die Arbeiten der Handwerker an, und es wurmte die Damen Schwarz und Weiß zusehends mehr, dass sie nicht in das Zimmer durften, in dem es so verdächtig rumorte.
Wobei Katze Weiß ihre Neugier natürlich erst lange nachdem die Maler weg waren auslebte.
Dafür dann aber mit unglaublicher Ausdauer.

Kennt ihr das Geräusch quietschender Katzenpfoten auf lackiertem Holz?
*zähneknirsch*

Abenteuerfaktor: 95 %

Phase 3: Zimmereröffnung
Offenbar sind Katzen von gestreiften Tapeten leicht irritiert. Nun gut. Wieder was gelernt. Sind ja zum Glück nur zwei Wände. Den Teppich fanden beide nett, aber so ganz leer hat sie das Zimmer nicht wirklich interessiert.
Zum Glück ging das Einräumen der Möbel recht flott und ich habe es sogar geschafft, keine Katze mit zu verbauen. Das Bettenbeziehen war allerdings ein echter K(r)ampf und ein Thema für sich.
Jetzt fehlt nur noch ein bißchen Kleinkram – Gardinenstange anbringen und so – und dann ist die Renovierung abgeschlossen.
Katze Weiß inspiziert seit gestern ausgiebigst die neuen Klettermöglichkeiten, die sich durch eine veränderte Möbelaufstellung ergeben haben (von Schreibtisch auf den Kleiderschrank – mir schwant Übles), während Katze Schwarz die Nacht damit verbrachte, auf dem Sitzsack herumzuhopsen und den Schreibtisch abzuräumen.
Heute morgen haben sich die beiden dann stundenlang gegenseitig unter’s Bett gejagt.

Abenteuerfaktor 98%
Mission erfüllt.