Urlaubsfreuden in Schwarz-Weiß, Vol. 3.2

Forts. v. Samstag, 23.07.2011

Wenn man sich die stressige Anfahrt vor Augen führt, stellt sich natürlich die Frage, warum tut Mensch sich und vor allem auch den Katzen an? Die Antwort geben uns die Katzen Schwarz und Weiß persönlich, als sie endlich im Ferienhaus angekommen sind. Kaum ist die Transport-Box geöffnet, steigt Katze Schwarz aus und beginnt, ihre Umgebung zu untersuchen. Dabei ist sie kein bißchen scheu, sabbelt munter vor sich hin und streicht um unsere Beine. Katze Weiß ist etwas zurückhaltender – sobald sie das erste der beiden Schlafzimmer gefunden hat, verschwindet sie unter dem Bett. Als wir jedoch mit dem Ausladen fertig sind und die ersten Taschen auspacken, ist sie schon wieder hervor gekrochen und inspiziert die Schränke.

Da unser Ferienhaus eine geschlossene Veranda besitzt, dürfen Katze Schwarz und Katze Weiß am Abend noch ein bißchen nach draußen. Noch sehr vorsichtig schauen sich die beiden um und flüchten bei jedem ungewohnten Geräusch sofort wieder zurück ins Haus, allerdings nur bis zur Terrassentür. Was mir zeigt, dass das Ferienhaus bereits nach einem halben Tag zur „sicheren Zone“ aufgestiegen ist. Aus schwarz-weißer Sicht ist es nicht mehr notwendig ist, sich unter dem Sofa oder sonstigen Möbel zu verkriechen, um sich außer Gefahr zu fühlen.



Sonntag, 24.07.2011

Die Veranda wird unermüdlich erkundet und dem schwarz-weißen Territorium einverleibt. Vorbeispazierende Menschen sind den beiden jedoch ebenso wie Fahrräder und Autos suspekt und lässt sie zurück an die Tür flüchten. Dennoch entwickelt sich das Katzenleben in Dänemark zu einem recht entspannten Dasein: währ0end Katze Weiß ihre Liebe zum Teppich im Wintergarten auslebt (Roll‘ over, little cat *sing*) wagt Katze Schwarz todesmutig ihren ersten Gang ums ganze Haus. Auf der Rückseite steht unser Auto, bisher nie von größerem Interesse für das schwarze Katzentier. Das ist diesmal anders. Kaum unten drunter, macht Katze Schwarz, gelerige Schülerin der Katze Weiß, erste Anstalten in den Motorraum zu kriechen! Argh! Nur mit Mühe und einem Haufen winziger Kiesel gelingt es mir, sie davon zu überzeugen, ihren Rundgang im Haus fortzusetzen.
Fazit des Tages: in meinem Sündenregister kann ich nun endlich hinter „Stein(ch)en nach Katzen werfen“ einen Haken setzen, dabei habe ich nicht mal getroffen.

Bestellungen ans Universum

Ist euch das auch schon mal passiert? 
Ihr grübelt darüber nach, wie schön es doch wäre, wenn Ding xyz das eure wäre oder wie toll es  wäre, wenn Ereignis zyx einträfe – und schwupps! ist es auch schon geschehen?
Manchmal sind solche Sachen echt merkwürdig, finde ich.

Gestern lese ich während der Mittagspause im Bücherforum, dass eine Userin sich kätzischen Familienzuwachs zu ihren zwei Katzentieren dazu holen wird. Da freut man sich dann mit. Und wird ein wenig wehmütig.
Denn die Katzen Schwarz und Weiß waren ja schon groß, als wir sie aus dem Tierheim holten. Und es wäre durchaus schön, ein kleines Katzentier um sich zu haben.
Aber: die Wohnung ist mit den Katzen Schwarz und Weiß definitiv ausgelastet.
Die Nerven des Menschenmannes übrigens auch.
Also schnell mit der Userin mitgefreut und den Gedanken an Katzenzuwachs weit weggeschoben.
Abends dann hurtig ins Auto und ab nach Hause.
Rein ins Treppenhaus, ganz in Gedanken in den dritten Stock gestiefelt.
Vor unserer Wohnungstür erwarten mich die Stiefel der Tochter – natürlich wieder mitten auf der Fußmatte.
Daneben hat es sich eine Katze gemütlich gemacht.
Eine nicht mehr kleine, aber auch noch nicht ganz ausgewachsene Katze, nebenbei bemerkt.

Ich muss ganz schön blöd aus der Wäsche geguckt haben, das hat das Katzentier aber nicht weiter gestört. Die hat mich eher erwartungsvoll angesehen, ganz nach dem Motto: „Wird aber auch Zeit, dass du endlich kommst.“
Mein Mann macht die Tür auf, die Katze steht auf und will zu uns in die Wohnung. Alles ganz selbstverständlich und kein bißchen ängstlich. Die Katzen Schwarz und Weiß lungern zwischen den Beinen des leicht genervten Göttergatten und besehen sich den Neuankömmling deutlich zurückhaltender als dieser die beiden.
Bevor wir mitten auf der Türschwelle in einen Katzenkampf geraten, schiebe ich unseren Gast wieder auf die Fußmatte, schließe die Tür und lasse mir erzählen, warum auf unserer Fußmatte eine Katze sitzt, die offenbar glaubt, bei uns zu Hause zu sein.

Viel kann mein Mann nicht sagen – das Tier saß plötzlich da, eine halbe Stunde bevor ich nach Hause kam.
Vor einiger Zeit hatten wir draußen eine Katze beobachtet, die vielleicht das Tier auf unserer Matte war, aber wo sie hingehört, wußten wir nicht. Also beschließen wir, die Katze nach draußen zu bringen. Die Umgebung wird hoffentlich ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen und sie ihr richtiges Zuhause finden lassen.
Ich schnappe mir also das zutrauliche Katzentier und stiefle wieder nach unten. Die Katze sitzt vor der Haustür, guckt mich groß an und lässt durch nichts erkennen, ob sie weiß, wo sie hin muss.
Neben dem Haus ist der Hundetreff noch im vollen Gang, also beschließe ich, das Katzentier wieder mit nach oben zu nehmen.

Die Tochter ist begeistert und möchte das Tierchen am liebsten sofort adoptieren, der Mann wehrt sich mit Händen und Füßen gegen dieses Ansinnen.

Auch wenn es schwer fällt: er hat ja recht.

10 Minuten später ist der Hundetreff offenbar aufgelöst und ich trage die mittlerweile auch leicht genervte Katze wieder nach unten. (Knurrt das Tierchen mich doch tatsächlich an!)

Unten angekommen, trollt sich die Katze nun endlich doch gemächlich von dannen. Ich bleibe noch in der Tür stehen, weil ich sehen möchte, wo sie hinläuft, da stürzt auf einmal ein Mini-Spitz an mir vorbei, das aufgeregte Frauchen rennt hinterher und ruft sich die Seele aus dem Leib: „Nein, Fluffi, nicht zur Katze!“
„Upps“, denke ich noch bei mir, „ist der Hundetreff wohl doch noch nicht ganz vorbei“, da ist Fluffi im Eifer des Gefechtes auch schon an der Katze vorbei gelaufen.
Die bleibt kurz stehen, guckt – und hetzt im affentempo und mit imponierenden Sprüngen dem armen Hund hinter her!

Bevor es Fluffi jedoch an den Kragen geht, hat Frauchen ihn eingeholt und zieht ihn – jetzt an der Leine – wieder zur Wiese zurück.
Und die Katze sitzt schmollend unter dem Auto.

Und oben in der Wohnung schmollt die Tochter.
Sie hätte die Katze doch sooo gerne behalten.
Wo sie doch so gut zu uns gepasst hätte.

Sie war nämlich schwarz-weiß.

Nur mal gucken

Der Menschenmann reagiert leicht gereizt auf den Satz: „Nur mal gucken.“
Dabei ist dieser Satz doch an sich ganz harmlos. Denn es steckt keinerlei weitere Verpflichtung oder Absichtserklärung dahinter, als eben jenes völlig unverbindliche „Gucken“.
Gerade er als Mann und daher optisch gepoltes Menschenwesen müsste doch Verständnis für dieses Ansinnen haben!
Hat er aber nicht.
Und alles nur, weil an jenem Tag die Menschenfrau diesen verhängnisvollen Satz sprach.
Damals, vor etwas mehr als drei Jahren.
Ihr seht: nachtragend ist er auch noch!

Das Ansinnen war natürlich vollkommen harmlos.
Es sollte nur ein kleiner Besuch werden.
Eben: Nur mal gucken.
Das nächste Kaufhaus war kilometerweit entfernt und es waren weder Schuhe, Tee noch Bücher involviert. Es konnte also keinesfalls teuer werden, selbst wenn es nicht – was aber vollkommen auszuschließen war – beim bloßen Anschauen bleiben sollte.

Der Menschenmann trug Skepsis zur Schau, stieg aber doch ins Auto. Steuerte souverän, doch mit zweifelnd gerunzelter Stirn ins Gewerbegebiet am Stadtrand.
„Die haben doch bestimmt zu, jetzt zwischen den Tagen!“, versuchte er ein letztes Mal auf dem Parkplatz die Menschenfrau umzustimmen.
„Nur mal gucken, Papa!“, raunzte die Menschentochter. Dem war nichts zuzufügen, und so folgte er schicksalsergeben.

Das Metalltor war geschlossen, ließ sich aber aufdrücken.
Ein Schild wies den Weg.
„Oh, Mama, ist die süß!“
Verzückt hockte die Menschentochter vor dem Draht, die Hände tief im Fell vergraben.
Doch die Menschenfrau blieb hart. „Nur mal gucken“ sprach sie, und sammelte die Familie wieder ein.
Auf dem Rückweg warf sie dem Menschenmann triumphierend ein „Siehst du: Nur mal gucken geht eben doch!“ an den Kopf.

Die Tatsachte, dass zwei Tage später die Katzen Schwarz und Weiß bei der Menschenfamilie einzogen, hat selbstverständlich rein gar nichts mit dem Gucken zu tun.
Aber erklärt das mal dem Menschenmann…

Dumm gelaufen

Bevor das Familienleben schwarz-weiß bereichert wurde, gab es in unserem Haushalt eine alte Katze – mein Katzentier aus Kindertagen. Madame war sehr eigen (es gibt Menschen, die haben noch heute Alpträume von ihr – die meisten sind zugegebenermaßen Tierärzte, aber nicht alle!) und eigentlich eine Ein-Personen-Katze. Kam ich nach Hause, wollte sie bespielt werden. Zur Schulzeit war das nicht weiter schlimm, aber mit Studium und Berufsleben kam sie doch stets ein Stückchen mehr zu kurz.

Daher die Überlegung: sollten noch einmal Katzen zu uns kommen, dann nur paarweise.

Die Idee, die dahinter steckt, ist eigentlich einleuchtend: zwei Katzen sind nicht so sehr auf einen Menschen fixiert und bespielen sich gegenseitig. Kommt die Familie nach Hause, freuen sich die Katzentiere, sind aber nicht so bespielungshunrig, dass sie einen kaum einen Fuß vor den anderen setzen lassen. Zwei Katzen machen zudem auch nicht mehr Arbeit als eine. Ob ich nun ein Futterschälchen hinstelle oder zwei … Banane. Außerdem kommt der Mann manchmal früher als ich nach Hause, Tochter ist auch noch da – das heißt, Futter gibt’s von vielen Menschen, nicht immer vom selben. Also kann ich vielleicht auch mal ein Wochenende ausschlafen?!

Soviel zur Theorie.

Kommen wir nun zur Praxis.

1. Das Füttern
Ein Morgen wie jeder andere.
Katze Schwarz umschleicht die Menschenfrau. Nicht die Menschentochter und auch nicht den Menschenmann. Nein, die Menschenfrau. Sobald sich die Menschenfrau rührt, beginnt Katze Schwarz begeistert damit, Füße, Haare oder Hände ausdauernd zu beknabbern. Jede Bewegung der Menschenfrau wird mit einem Maunzen bedacht.
Katze Weiß wartet erst mal ab. Ist Katze Schwarz erfolglos oder Katze Weiß zu hungrig, kriecht sie unterstützend unter die Bettdecke, sucht sich ein Stückchen stofffreie Wade und beginnt zu treteln. Manchmal leckt sie auch, bevor sie in die Wade beißt.
Menschenfrau gibt auf und geht die Katzen füttern.

2. Das Spielen
Katze Schwarz will Spielen. Katze Schwarz maunzt. Katze Schwarz bringt Spielzeug. Katze Schwarz springt dir notfalls ins Gesicht – bis auch der letzte Depp kapiert: Katze Schwarz will spielen. Jetzt. Mit dir. Denn Katze Weiß schläft.

Katze Weiß will Spielen. Katze Weiß maunzt. Katze Weiß bringt Spielzeug. Katze Weiß rammt dir notfalls die kalte nasse Katzennase mit einer Wucht unters T-Shirt die an einen Bulldozer erinnert – bis auch der letzte Depp kapiert: Katze Weiß will spielen. Jetzt. Mit dir. Denn Katze Schwarz schläft.

Noch Fragen?

Farbwahl

Wer mit dem Gedanken spielt, sich eine Katze anzuschaffen, wird im Verlauf dieses Gedankenspiels mit einer Reihe von Fragen in Berührung kommen:

Kleines Kätzchen oder ausgewachsener Kater?
Rassekatze oder Hauskatze?
Freigang oder Wohnung?
Eine, zwei oder viele?
Alles schon gehört, gelesen, und vielleicht sogar bereits beantwortet.

Die wirklich entscheidende Frage, deren Antwort bestimmend ist für das Zusammenleben von Katze und Mensch – haarige Hölle oder himmlische Harmonie – wird jedoch in der Ratgeberliteratur sträflichst vernachlässigt.

Die Frage nach der Fellfarbe.

Die Antwort auf diese Frage will wirklich gut überlegt sein. Wer eine Katze in sein Heim holt, wird die nächsten 15 bis 20 Jahre in haariger Gesellschaft verbringen, und diese Haare werden stets die gleiche Farbe haben – spontane Fellverfärbung ist bei Katzen eher selten.

Katzenhaare sind anhänglich und begleiten einen überall hin, selbst wenn die Katze ein menschenscheuer Kellerbewohner ist. Und mit „überall hin“ meine ich auch wirklich überall hin: Vor 11 Jahren hat eine Freundin meine Katze und mich im Auto transportiert. Die Katze jagt ihre Schmetterlinge mittlerweile im Katzenhimmel (oder in der Schmetterlingshölle – Ansichtssache…), aber die Haare finden sich immer noch.

Im Auto. Im Kleiderschrank. In den Teetassen.

Ansonsten sammeln sich Katzenhaare gerne in gefliesten Ecken, auf Sofas und Sesseln, kleben aber auch mit Vorliebe auf Kleidung. Wer also nicht aussehen will wie ein Yeti im Fellwechsel, sollte Fellfarbe und Kleidung aufeinander abstimmen, solange noch die Möglichkeit dazu besteht.
Ist die Katze erst einmal da, bleibt oft nur noch der komplette Stilwechsel.

Hätte ich mich dieser Frage intensiver gewidmet, wären meine Probleme nun weniger haarig.
In einem Anfall von geistiger Umnachtung, die mich in Gegenwart von Katzen des öfteren befällt, entschied ich mich im Tierheim für ein wirklich niedliches schwarzes Katzentier. Da das Tierchen lange allein wäre (Arbeit & Schule und so…) sollten zwei der zarten Wesen bei uns einziehen. Die Tochter durfte auch aussuchen.
Ratet mal.
Na klar. Eine weiße Katze musste es sein.

Kontrollfrage:
Welche Katze schläft am liebsten auf dem weißen Sessel, und welche auf dem dunkelblauen Kratzbaum?

Wer die Antwort weiß, ist bereit für den Katzenkauf.

Für alle anderen gilt: Herzlich willkommen in meiner Hölle.
Und nein, Fusselbürsten helfen nicht wirklich.