Der erste sonnige Tag seit langem. Endlich lässt sich der nahende Frühling tatsächlich erahnen. Die Katzen Schwarz und Weiß sind entsprechend von der Rolle. Energiegeladen wie lange nicht mehr jagen sich die beiden den deckenhohen Kratzbaum rauf und runter und toben durch die Räume. Die Nachbarn müssen glauben, wir halten eine Herde Minipferde in der Wohnung. Schließlich kommen sie doch wieder zur Ruhe und liegen entspannt in der Sonne, während sich kleine Wölkchen feiner Katzenhaare über die Teppiche verteilen … Die nächsten Tage sind grau, kalt und stürmisch, und die Katzen Schwarz und Weiß fallen zurück in ihre Winterlethargie. Aber nicht für lange. Am Wochenende schaut die Sonne mal wieder um die Ecke. Während Katze Weiß faul die Wärme genießt, ist Katze Schwarz emsigst beschäftigt: die Hyazinthen und Tulpen grünen und so rupft sie ein grünes Sträußchen und trägt es mir fein säuberlich Halm für Halm vor die Füße. Garniert wird der Frühlingsgruß dann noch mit einem Pfauenauge, denn: Katze Schwarz hat einen Sinn für Ästhetik.
Und für Gesundheit.
Nur für Poesie, dafür hat sie nichts übrig.
Weswegen sie denn auch das (giftige) Grün verschmäht und sich stattdessen den (schönen) Schmetterling einverleibt.
Tilias Bauernregel Nr. 1:
Frisst den Schmetterling die Katze, spürt den Frühling sie in der Tatze
(Vielleicht lassen wir das mit der Poesie doch lieber …)