Genießer unter sich

Katze Weiß ist nicht nur eine Diva, sondern auch eine wahre Kennerin des Guten Lebens. Mit untrüglichem Stilempfinden liegt sie malerisch mitten im Weg, auf dem Tisch oder auch mal im Schuhregal. Zeig ihr eine Wohnung, und sie zeigt dir den besten Platz zum Faulenzen Entspannen. 
Katze Schwarz musste das erst mühsam lernen, doch sie ist ist ein gelehriges Katzentier und Katze Weiß eine wahre Meisterin des echten „Wohnungskatzen-Way-of-Life“. In ihren fünf gemeinsamen Jahren konnte Katze Schwarz nach und nach mehrere neue Perspektiven des wohligen Dösens kennen und schätzen lernen: auf dem Bett, auf Sesseln, in der Sonne, auf menschlichen Beinen … 
Den absoluten Höhepunkt konnte Katze Weiß ihr jedoch erst nach einigen Jahren nahe bringen: das Dösen unter der Wolldecke. Jahrelang schlief Katze Weiß ab einer gewissen Außenkälte grundsätzlich unter der Wolldecke auf dem Sofa (was natürlich den Zweck der Decke – das Sofa vor Katzenhaaren zu schützen – irgendwie ad absurdum führte, aber egal), während Katze Schwarz neben ihr auf der Decke schlummerte. Bis sie sich irgendwann traute, Katze  Weiß hinterherzuschlüpfen. Seitdem kann man keine Wolldecke mehr auf dem Sofa ausbreiten, ohne dass Katze Schwarz versucht, drunter zu kommen. Die Decke selbst ist ihr dabei immer etwas unheimlich, man muss sie ihr ein wenig hochhalten, sonst traut sie sich nicht so richtig. Mittlerweile fordert sie ihr Recht auf einen Platz unter der Decke keck und selbstbewusst ein; reagiert die Menschenfrau auf zartes Gekralle an der Decke nicht in angemessener Geschwindigkeit wird schon mal ungehalten gemaunzt. 
Katze Weiß stört es nicht, die Decke zu teilen. Sie findet immer genügend Platz. Katze Schwarz hingegen teilt schon mal das menschliche Schicksal und findet sich urplötzlich der Decke beraubt und an den Sofarand gedrängt wieder. 
Willkommen im Club, denkt sich die Menschenfrau nicht ohne eine kleine Spur von Schadefreude, und rettet das schwarze Tier vor dem Absturz.
Genießen kann sie jetzt, „Diva sein“ hingegen muss Katze Schwarz noch lernen.

Was zu Hause klappt, erfreut die Menschenfrau auch im Urlaub

Verreisen mit den Katzen Schwarz und Weiß ist ja sowie so schon so eine Sache für sich. Da wäre erstens die Anreise, die beide nicht besonders schätzen, obwohl sie mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt haben. Katze Schwarz hat diesmal mit leidendem Gesichtchen schmollend in einer Ecke der Transportbox gelegen und sich ausgiebigst von Katze Weiß betüdeln lassen. Was mich jedes Mal auf’s Neue fasziniert – die beiden sind wirklich nicht das, was man ein Herz und eine Seele nennen würde, eher im Gegenteil: sie liebten und sie schlugen sich, trifft’s eher. Wobei letzteres deutlich überwiegt. Hängt natürlich mit Katze Weiß zusammen, die ihren futterbedingten Frust an Katze Schwarz auslässt. Sei es wie es ist, sobald eine von beiden verzweifelt, kommt die andere und tröstet. 
Sie mögen sich also doch. Irgendwie.

Als nächstes das Ferienhaus. Dänen lieben Nippes. Zumindest in ihren Ferienhäusern. Katze Schwarz liebt Nippes auch, allerdings anders, als die Dänen sich das vermutlich gedacht haben. Die erste halbe Stunde nach dem Ausladen verbringt die Menschenfamilie damit, sämtliche zerbrechliche Deko aufzuklauben und in Schränke zu verstauen. Obwohl auch hier ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten ist – es muss jetzt nicht mehr jedes Keramikschweinchen vom Fensterbrett gestubbst werden, der Holzkranich reicht völlig. Wichtigste Reiseutensilien: der Reisekratzbaum und die Fuselrolle (die Haustiere dürfen nicht auf die Möbelstücke – haha, sagt das mal den Haustieren …)

Das Grundstück ist in der Regel nicht eingezäunt und von wildwuchernder Heide sowie kniehohem Gras bedeckt, so auch diesmal, kein Problem an dieser Stelle. Aber: Die Veranda muss einmal komplett abgelaufen und nach Stellen, die zum Drunterkriechen animieren, abgesucht werden. Die Heckenrosen liegen diesmal wirklich ungünstig (sehr unwegsames Gelände und zum Teil an der Grenze zum Nachbargrundstück und zur Straße) – also gilt es, beide Katzen für die Dauer des Aufenthalts vom Gebüsch fernzuhalten. Das wird anstrengend.

Lüften ist auch schwierig, da die Fenster nach unten aufklappen und zudem auf angenehmer Katzenhöhe liegen, so dass wir nicht nur darauf achten müssen, dass die Katzen Schwarz und Weiß nicht raushüpfen, wenn sie eigentlich im Haus bleiben sollen, sondern auch Katze Weiß davon abhalten dürfen, von draußen durch das geöffnete Fenster ins Badezimmer = große rote Katzenverbotszone) zu klettern. Spaßig. Habe ich schon erwähnt, dass die Katzen Schwarz und Weiß grundsäztlich in unterschiedliche Richtungen davon marschieren, sobald sie eine Pfote nach draußen setzen?

Urlaub mit Katzen ist also irgendwo natürlich auch Urlaub, aber nun ja … es ist wie mit kleinen Kindern: niedlich auf der einen, unglaublich nervtötend auf der anderen Seite.

Aber wenn sie dann abends schnurrend neben einem auf dem Sofa liegen oder sich gegenseitig durch das Gras jagen – verflixt, es ist einfach zu süß!

Und was hat die Überschrift nun mit diesem Post zu tun? 
Ich verrate es euch.
Katze Weiß kann seit einiger Zeit Schubladen öffnen.

Die Küche im Ferienhaus hat viiiiiieeele interessante Schubladen …  

Wiedererkennung: 100% Gewöhnung: 29%

Die Urlaubsanreise im Sommer ist ja bildlich bestens dokumentiert, den Ton* dürfen sich die Nervenstarken unter euch dazu ausmalen: Katze Schwarz schreit tief guttural und in ohrenbetäubender Lautstärke, Katze Weiß setzt mit ihrem hellen, zarten Stimmchen die passenden Akzente.

Die Herbstreise fand in ähnlicher Bild- und Tonlage statt, mit dem Unterschied, dass es Katze Weiß auf der Rückreise tatsächlich gelang, aus dem Transportkorb zu flüchten … Das Tochterkind weigert sich übrigens, noch einmal auf einer Urlaubsfahrt neben dem Katzenkorb zu sitzen. Sie übertreibt natürlich masslos, die Kratzer mussten nicht mal genäht werden und haben fast keine Narben hinterlassen. 😉

Angesichts dieser Strapazen kann man sich schon mal fragen, warum tun wir uns und unseren Katzen diese Qual an?

Die Antwort bringen die Herbstferien:

Die Fahrt nach Dänemark ist für beide Katzen – leider – wie immer stressig. Katze Weiß hat keinerlei Lust, eingesperrt zu sein, und wühlt sich quer durch den Korb auf der Suche nach einem Ausgang. Katze Schwarz, die vermutlich einfach irgendwann resigniert eingeschlafen wäre, kommt überhaupt nicht zur Ruhe und dann wird ihr wohl auch noch ein wenig übel, auf jeden Fall jammert sie in einer Tonlage, die ich sonst außerhalb eines Autos nur von ihr höre, wenn sie sich gleich übergeben muss (natürlich reisen beide mit nüchternem Magen). Katze Weiß sieht sich genötigt, Katze Schwarz zu trösten und leckt ihr den Kopf, bis alles wieder gut ist. Dann beginnt sie wieder, im Korb herumzukriechen und der Kreislauf beginnt von Neuem …  
Zum Glück kommen wir sehr zeitig an, so dass die beiden alles in allem vielleicht 2,5 Stunden unterwegs waren.

Nach der Ankunft laden wir das Auto aus, die Katzen werden dabei eher später ausgeladen, damit die Unruhe sie nicht noch mehr ängstigt.
Kaum geht das Korbgitter auf, streckt Katze Schwarz auch schon die Nase raus, keine 2 Sekunden später huscht sie ganz aus dem Korb.

Beim ersten Katzenurlaub verschwanden die Katzen unter irgendwelchen Möbeln und waren den Rest des Tages nicht mehr zu sehen. Nun jedoch marschieren die beiden recht selbstbewusst durch die Räume, lassen sich eher widerwillig das Katzenklo zeigen und haben kaum Zeit für einen kleinen Snack, denn es gibt soviel zu entdecken! 
Die Taschen auszupacken ist gar nicht einfach, denn Katze Weiß strolcht neugierig zwischen allen Beinen herum und versucht, mit den Pullovern gemeinsam in den Kleiderschrank zu gelangen.
Als alles fertig verstaut ist und wir vom ersten Einkauf zurück kommen, erwartet uns Katze Schwarz schon ganz ungeduldig. Sie hat die Terrassentür entdeckt und sofort erkannt, dass das der „Katzenausgang“ ist. Sehr deutlich gibt sie uns zu verstehen, dass sie jetzt gern ihren Erkundungsgang draußen weiterführen möchte. Die Regel „Am ersten Tag bleiben die Katzen drinnen!“ behält jedoch ihre Gültigkeit und so muss sich Katze Schwarz bis zum nächsten Tag gedulden.

Der Lieblingsplatz von Katze Schwarz wird in den nächsten Tagen übrigens auf dem Transportkorb sein. Es hat sich also endlich bezahlt gemacht, dass wir zwei unterschiedliche Korb-Varianten für Tierarzt und Urlaub gewählt haben. Wenn die beiden vom Tierarzt zurück kommen, machen beide einen gewaltigen Bogen um die Tierarzt-Körbe. Den Ferienkorb aber nutzen sie im Urlaub als Ausguck und Spielplatz.

Natürlich gebe es Alternativen – die beiden könnten während der Urlaubszeit in eine Katzenpension gehen, was bei uns das Tierheim wäre. Wir sind nur mittlerweile mehr als überzeugt davon, dass die beiden den Urlaub mit uns im Ferienhaus so sehr genießen, dass es die stressigen Autofahrten mehr als wettmacht. Und vielleicht ist die Hoffnung, dass sie sich irgendwann auch mal ans Autofahren gewöhnen, nicht ganz vergebens.

* Irgendwo habe ich auch noch eine Tonaufnahme, die darf ich aber vom Tochterkind aus nicht hier einstellen